Amazon sammelt detaillierte Daten über seine Kindle-Nutzer und hortet sie über lange Zeit, so die Kritik einer US-Journalistin.

Die US-Journalistin Adrianne Jeffries wollte von Amazon wissen, welche Daten das Unternehmen unter anderem bei der Nutzung des beliebten E-Book-Readers Kindle abruft. Das Ergebnis: Amazon sammelt jede noch so kleine Information und bewahrt sie überdurchschnittlich lang auf, berichtet der Standard. 

90.000 Zeilen mit Kindle-Nutzungsdaten

Als Antwort von Amazon erhielt die Journalistin die Datei „Devices.Kindle.Reading.Actions“, eine Tabelle mit rund 90.000 Zeilen – alle Infos über das Lesen mit ihrem Kindle, darunter nicht nur Buchtitel und Co., sondern auch die genauen Zeiten des Umblätterns und welche Aktion jeweils ausgelöst wurde. „Amazon scheint wirklich jedes Tippen auf dem Kindle zu verfolgen“, schreibt Jeffries auf Twitter.

Viele Nutzer sehen die Datensammelei kritisch. „Das Zeug ist alles Spionageausrüstung.“ und „Absolut erschreckend. (...) Haben die Menschen eine Vorstellung davon, wie wertvoll diese Daten für Verhaltensmanipulation sind?“ lauten einige der Kommentare auf Twitter.

Was macht Amazon mit den Daten der Kindle-Nutzer?

Amazon nutzt die gesammelten Daten unter anderem für die Berechnung der individuellen Lesegeschwindigkeit, um so vorhersagen zu können, wie lange der Nutzer für das aktuelle Buch noch braucht. Außerdem werden die E-Book-Autoren anhand der gelesenen Seiten bezahlt. Doch diese Berechnung könnte auch auf dem Gerät selbst stattfinden, so die Kritik. Unklar ist auch, warum Amazon die Daten in seinen Servern so lange speichert: Jeffries Kindle-Nutzungsdaten stammen von Januar 2018, sind also rund zwei Jahre alt. Vermutet wird, dass die Daten zu Werbezwecken und zur Gestaltung des Kindle-Interface genutzt werden.