Wird das Geschäftskonto bei der Postbank oder Sparkasse gesperrt, werden die meisten Personen direkt zum Telefon greifen oder zur nächsten Filiale eilen, um den Sachverhalt zu klären. Bei Online-Banken, wie beispielsweise Revolut, ist das etwas verzwickter, denn hier muss man vollständig auf den In-App-Kundendienst setzen.
Dass dieser nicht immer zu einem zeitnahen und zufriedenstellenden Ergebnis kommt, zeigt der aktuelle Fall eines anonymen Geschäftskunden. Der Unternehmer gab gegenüber Golem an, ohne Angabe von Gründen oder konkreter Forderungen zwei Wochen auf die Freigabe des Geschäftskontos gewartet zu haben. Durch die Sperre entstanden finanzielle Schäden über 2.500 Euro.
Das ist passiert
Das Unternehmen eröffnete bei Revolut ein Geschäftskonto und nutzte dies bereits seit einigen Monaten rege. Neben der Überweisungsfunktion wurde dabei auch die Kreditkarte benutzt. Doch dann wurde dem Unternehmen eine Zahlung im Juni 2024 zum Verhängnis. Diese wurde zunächst wie gewünscht ausgeführt, kurz darauf jedoch wieder zurückgebucht. Im Zuge der Zurückstellung wurde das Konto mitsamt 140.000 Euro Saldo gesperrt.
Auf Nachfragen bei Revolut wurde mitgeteilt, dass die Freigabe jetzt bis zu 14 Tage beanspruchen könnte. Ein konkreter Grund oder gar eine Forderung notwendiger Nachweise wurden jedoch nicht genannt.
Auf Nachfrage von Golem äußerte Revolut, dass Sperrungen dann aufgehoben würden, wenn „angeforderte zusätzliche Nachweise oder Dokumente vorgelegt wurden oder ein entsprechender Austausch über den Revolut In-App Chat erfolgt ist“. Eine solche Kommunikation ist hier aber nach Angaben des Opfers nicht erfolgt. Stattdessen wurde das Konto nach vollen zwei Wochen wieder freigegeben.
Kontensperrungen scheinen bei Revolut keine Seltenheit
Auf einer Hilfeseite zum Thema Kontensperrungen betont die Online-Bank, Sperrungen nur dann vorzunehmen, wenn die Sicherheit des Kontos in Gefahr stünde oder sofern behördliche Ermittlungen hierzu auffordern.
Konkrete Anlässe können dabei im ersten Fall beispielsweise ungewöhnliche Login-Versuche oder verdächtige Überweisungen sein. Auch die Nutzung von Krypto-Plattformen kann zu einer Sicherheitssperre führen, da diese häufiger im Fokus Krimineller stehen. Alternativ könnten Hinweise über eine mögliche Geldwäsche oder einen Identitätsdiebstahl vorliegen. Schließlich werden auch dann Konten gesperrt, wenn eine Untersuchung durch Strafverfolgungsbehörden dazu auffordert.
Nur in diesem Fall, so heißt es, könne es vorkommen, dass eine konkretere Benennung der Sperrgründe aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht erfolgen kann. Schaut man sich nun aber die negativen Bewertungen bei Trustpilot an, scheinen vermeintliche Ermittlungen hier jedoch häufiger aufzutreten. „Vorsicht! Diese Bank sperrt Konten wie sie Lust hat“ heißt es beispielsweise in einem Eintrag vom 24. Juni 2024.
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Geschäftskonto gesperrt – was jetzt?
Eine Kontensperrung ist für niemanden ein Vergnügen. Betrifft diese aber ein Geschäftskonto, gefährdet das nicht nur die Unternehmensinhaber:innen, sondern auch mögliche Angestellte, deren Gehälter nicht mehr gezahlt werden können. Im Falle des Unternehmers, der sich an Golem wandte, entstanden durch den zweiwöchigen Ausfall Schäden in Höhe von 2.500 Euro.
Da sich Revolut Kontensperrungen aus den genannten Gründen innerhalb der AGB vorbehält, ist die Option, das Geldinstitut hier in Haftung zu nehmen, erschwert. Angesichts der vielen negativen Beurteilungen sollten Unternehmen genau prüfen, ob ein Geschäftskonto hier das Risiko wert ist. Sollte man sich doch dafür entscheiden, ist es aber ratsam, sich nicht auf eine einzelne Bank zu verlassen. Unternehmen sollten daher unbedingt auf mehrere Geschäftskonten setzen, um das Risiko von Zahlungsausfällen zu minimieren.
Update vom 17.07.2024
Auf Nachfrage von OnlinehändlerNews verweist Revolut erneut, auf die benannten Gründe, die zu einer Kontensperrung führen könnten. „Wir verstehen, dass die Sperrung eines Privat- oder Geschäftskontos unangenehm sein und Fragen hervorrufen kann. Wie jedes andere Finanzinstitut kann Revolut jedoch unter bestimmten Umständen Geschäftskonten sperren.“ Nach einer Sperrung würden Lösungen dabei stets über den Revolut In-App-Chat geklärt und „so schnell wie möglich“ umgesetzt.
Weitere Angaben zum vorliegenden Fall könne die Bank aufgrund der nicht nachvollziehbaren Identität des vermeintlichen Opfers nicht machen. Zusätzlich betont der Unternehmenssprecher jedoch, dass den genannten negativen Bewertungen (11 Prozent) eine deutlich höhere Zahl an positiven Bewertungen (74 Prozent) entgegenstünden.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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Das scheint den "Managern" aber nicht ganz so klar wenn gesagt wird ja aber wir haben auch 74 Prozent positive Bewertungen. Wenn 74 Prozent der Maßstab ist ...
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Also ganz ehrlich, hier hält sich jegliches Mitleid meinerseits doch in sehr engen Grenzen. Weil die Gedankengänge, die den Unternehmer dazu bewogen haben, sein Geschäftskonto bei einer solchen Bank praktisch ohne Kundenservice einzurichten, kann ich mir auch mit sehr reger Fantasie in keiner Weise vorstellen.
Nun können solche Dinge natürlich auch bei anderen Banken passieren. Nur bei anderen Banken, zumindest die mit einer physischen Präsenz und entsprechenden Filialen, gibt es halt immer auch einen direkten Kundenservice mit direkten Ansprechpartner n und gegebenenfalls sogar einen persönlichen Kontakt in der Filiale. Dort kann man solche Dinge dann versuchen direkt und zeitnah und persönlich zu klären.
Also für mich stellt es sich so dar, als würde der Unternehmer hier bitte benötigtes Lehrgeld zahlen. Man kann nur hoffen, dass auch der gewünschte Lerneffekt danach eintritt.
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