Amazons Selfpublisher-Plattform bietet Autoren die Möglichkeit, ihre Kreativität einem breiten Publikum zu präsentieren. Insgesamt gibt es 4,6 Millionen E-Books auf Amazon und täglich kommen neue dazu. Wie lässt sich damit also Geld verdienen? Sam Feuerstein – so das Pseudonym des 27-jährigen – erklärte jetzt, wie er es geschafft hat: nämlich mit Black-Hat-Methoden.

Bücher die vom Stapel in ein Tablet fliegen

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Als Autor sein Geld zu verdienen – für viele ein Traum. Amazons Selfpublishing-Plattform hat diesen für einige wahr werden lassen, denn durch die Selfpublisher-Plattform können auch unbekannte Talente ihr Können und ihre Kreativität einem breiten Publikum präsentieren. Mittlerweile sind laut Amazon über 4,6 Millionen E-Books im Kindle-Shop verfügbar und täglich kommen neue dazu. Kann man also noch immer Geld als Selfpublisher verdienen?

Sam Feuerstein – so das Pseudonym des 27-jährigen – will zumindest in den letzten Jahren viel Geld mit Amazon Selfpublishing verdient haben. Allein 2015 soll es rund eine Viertelmillion Euro gewesen sein. Dabei waren seine Methoden alles andere als moralisch – schließlich nutzte er die Lücken in Amazons Abrechnungssystem aus. Feuerstein hat sich mit Onlinemarketingrockstars.de getroffen und erzählt, wie das möglich war.

Kindle Unlimited hat die Tür geöffnet

Aktiv ist Feuerstein seit 2013. Mittlerweile hat er etwa sieben Bücher veröffentlicht, alles Sachbücher zu Themen wie Dating und Manipulation. Schon ab dem zweiten Buch soll er nach eigener Aussage nur noch ein bis zwei Tage zum Schreiben eines 15.000 starken Buches gebraucht haben. Die Einnahmen waren damals noch gering und beliefen sich auf 200 Euro pro Monat. 2014 schwenkte Sam Feuerstein dann um und spezialisierte sich auf esoterische Themen. „Die Faktenebene kam eigentlich immer komplett von Wikipedia. Wir haben dann wieder geschaut, welche Bedürfnisse die Leute in der Nische haben. Die meisten wollen sowieso nur hören, was sie schon glauben und werden Gelesenes nie umsetzen“, berichtet er gegenüber Onlinemarketingrockstars. Zu diesem Zeitpunkt war der Schreibprozess schon weitestgehend automatisiert – ein Netzwerk aus Autoren schrieb die Texte, Feuerstein und ein Freund erstellten nur noch grobe Gliederungen der Geschichten und den relevanten Emotionen, die ausgelöst werden sollen.

Wie konnte Feuerstein also mit solchen Büchern nach eigenen Aussagen eine viertel Million Euro verdienen? „Schon damals war das Abrechnungssystem aber nicht komplett durchdacht“, erinnert sich Sam Feuerstein. Mit "damals" meint er die Einführung von Kindle Unlimited – der Amazon E-Book Flatrate. Zu Beginn erhielten alle Autoren pro Ausleihe denselben Betrag, egal wie teuer es eigentlich in der Einzelausleihe war oder wie viele Seiten es umfasste. Entsprechend arbeitete Feuerstein auch: „Die Rechnung war ziemlich einfach: Statt eine lange Geschichte in einem einzelnen E-Book zu veröffentlichen, stückelte man das Buch in viele kleine Teile auf und veröffentlich mehrere E-Books.“

Sprungmarken-Trick: Hautsache der Leser erreicht das Ende vom Buch

Amazon reagierte schließlich auf die Kritik, dass das aktuelle Abrechnungssystem vor allem Kurzgeschichten bevorzugen und Autoren von langen Romanen dazu verleiten würde, eine Geschichte in mehrere Teile aufzuteilen. Beim neuen Abrechnungssystem, welches im Juli 2015 eingeführt wurde, sollen Autoren pro gelesene Seite bezahlt werden. Anfänglich waren es 0,53 Cent, seit Mai 2016 nur noch 0,33 Cent. Aber auch hier gibt es Probleme: Amazon trackt nicht wirklich die genaue Anzahl gelesener Seiten. Blättert der Leser direkt bis zur Mitte eines Buches, gelten alle Seiten davor als gelesen.

Aber auch das System hat Lücken. „Das Ziel war ganz klar, den Leser so früh wie möglich ans Ende des Buches zu bringen“, sagt Feuerstein heute. Denn so gelten direkt alle Seiten des E-Books als gelesen. „Angefangen haben wir mit lizenzfreien Wörterbüchern, dann vor allem einfache Geschichten mit interaktiven Elementen. Der Leser musste sich beispielsweise per Klick für eine Richtung entscheiden; weiter ging es dann auf jeden Fall am Ende des Buches.“ Dieser Trick nennt sich „Sprungmarken-Trick“ und soll die Einnahmen von Feuerstein deutlich erhöht haben. Alleine für November und Dezember 2015 zahlt ihm Amazon nach eigenen Angaben fast 50.000 Euro aus.

Amazon nimmt Kritik ernst und reagiert

Amazon selbst soll das Phänomen nicht aufgefallen sein. Erst einige andere Selfpublisher-Autoren haben bemerkt, dass solche Titel mit Sprungmarken vermehrt in den Top-Listen auftauchten. Diese Autoren haben sich dann organisiert und die Bücher schließlich bei Amazon gemeldet. Mittlerweile hat Amazon solche Bücher selbst auf dem Schirm und reagiert auch schneller bei Beschwerden und Meldungen. Aber auch eine Änderung im Abrechnungssystem wurde vorgenommen: Seit Februar 2016 werden, egal wie viele Seiten ein E-Book umfasst, pro Ausleihe und Kunde maximal 3.000 Seiten berechnet. Bei der im Mai 2016 pro gelesener Seite ausgezahlten Provision von 0,3327 Cent wären das also maximal 9,98 Euro pro E-Book, so Onlinemarketingrockstars.de. Ebenso erklärte Amazon, dass man verdächtige Bücher und Accounts sperren will.

Die Reaktion von Amazon ist nachvollziehbar und kam für Sam Feuerstein nicht überraschend. „Natürlich gibt es immer mal wieder Schwächen im System, aber wenn die einmal erkannt sind, lässt sich Amazon kaum austricksen.“ Er räumt ein, dass er selbst bei 10 bis 20 Büchern betroffen ist. Eine Account-Sperrung gab es aber scheinbar nicht.

Auch wenn Amazon einige Lücken in seinem System geschlossen hat, wird es dennoch immer findige Geschäftsleute geben, die eine Masche finden, um schnell Geld zu verdienen. Sam Feuerstein fokussiert sich aktuell auf sogenannte „Chick-Lits“, also seichte bis anspruchslose Literatur für Frauen und Mädchen. „Das sind häufig Liebesromane. Die Leserinnen müssen sich besser fühlen als die Akteurin im Buch. Es lebt von Konflikten und trivialen Problemen“, erklärt er.