Die zusätzlichen Werbeeinblendungen bei Prime Video stoßen an allen Ecken auf Kritik.

Ab dem 5. Februar müssen Prime-Kunden bei Amazons Streamingdienst Prime Video ihre Serien und Filme entweder mit zusätzlicher Werbung anschauen oder eine Extragebühr von 2,99 Euro im Monat bezahlen, um weiterhin werbefrei streamen zu können. Das erbost nicht nur die Kunden und die Verbraucherschützer – die Stiftung Warentest sieht hierbei ein rechtswidriges Verhalten – sondern hat jetzt auch die Serienmacher auf den Plan gerufen. 

„Wir haben so hart dafür gekämpft, die Werbung loszuwerden“, sagt Alan Poul, ausführender Produzent und Regisseur der Serie Tokyo Vice beim Portal The Hollywood Reporter. „Das war einer der größten Schritte, um die Welten des Fernsehens und des Films einander anzunähern und eine breitere Schicht von Künstlern zur Teilnahme zu bewegen. Das war ein so bahnbrechender Gewinn, und jetzt kehrt sich das um.“ Kunden, die nicht gewillt sind, eine Extragebühr für werbefreies Streamen zu zahlen, für die ist Werbung das neue (alte) Normal. Auch bei den Diensten Disney+, Netflix oder Hulu werden inzwischen ähnliche Zusatzkosten fällig.

Content wird ohne Möglichkeit für Pausen kreiert

In Zeiten des linearen Fernsehens, als Werbung normal und in jedem Format zu finden war, wurden Pausen dafür von den Schöpfern direkt eingearbeitet. Seit Streaming allerdings den normalen TV-Markt größtenteils übernommen hat, verzichten viele Serien- und Filmemacher auf diese Pausen. Die Filmemacherin Lulu Wang hatte bereits scharf kritisiert, dass sie selbst nicht wüsste, an welchen Stellen Werbung in ihrem Prime-Video-Drama „Expats“ platziert werden würde. Wang selbst habe von der Möglichkeit der Werbung erst nach Abschluss der Dreharbeiten erfahren. „Ich bin sehr wütend darüber“, so Wang. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es anders gemacht, denn es ist keine Serie, die Cliffhanger oder Werbepausen hat, um sicherzustellen, dass die Leute wiederkommen.“

David E. Kelley, der den Zuschauern bereits Serien wie Chicago Hope und Ally McBeal bescherte, bevor er zu HBO (Big Little Lies) und Netflix (The Lincoln Lawyer) wechselte, scheint ähnlich desillusioniert zu sein. Im Jahr 2021 veröffentlichte er die erste Staffel von Nine Perfect Strangers auf Hulu. Je nach Abonnement bekamen die Zuschauer seiner Meinung nach zwei verschiedene Shows.

„Manchmal stellt es das Stück auf den Kopf“, sagt Kelley. „Ich fand Nine Perfect Strangers mit Werbung furchtbar. Wir haben es als einstündige Sendung verkauft, und es wurde wie ein Kuchen serviert – aber es war Pudding. Pudding kann man nicht in Scheiben schneiden, und genau das hat man getan.“

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