Aus dem Kauf des Saugroboter-Hersteller iRobot wird laut Amazon nichts mehr. Schuld sind laut Konzernangaben die EU-Behörden.

In den vergangenen Wochen rumorte es in der Branche gewaltig. Im Herbst gab es zunächst noch Vermutungen, dass die Europäische Kommission dem angekündigten Kauf des Staubsauger-Herstellers iRobot durch Amazon grünes Licht erteilt. Dann kam alles anders: Die Wettbewerbshüter hatten doch Bedenken und gaben Amazon einige Wochen Zeit, sich zu kritischen Punkten zu äußern und Zweifel auszuräumen – die entsprechende Frist ließ Amazon jüngst platzen. Nun steht fest: Es wird nicht zu einer Übernahme kommen.

Am Montag verkündete der Konzern nach Angaben des Spiegels seinen Entschluss, von der Übernahme zurückzutreten, da eine Absegnung durch die EU nicht abzusehen sei. Damit ist der 1,4 Milliarden schwere Deal geplatzt, heißt es beim Spiegel.

Gefahr eines verzerrten Wettbewerbs

Laut Kritik hätte Amazon im Zuge der Übernahme seine sowieso schon herausragende Stellung auf dem europäischen Markt noch weiter ausbauen und festigen können. Demnach hätte durchaus die Gefahr bestanden, dass Amazon den Wettbewerb auf dem Saugroboter-Markt in Schieflage bringt.

Durch den Mehrfach-Status als Hersteller, Marktplatzbetreiber und Händler zugleich hätte Amazon den Markt vermutlich beschränken können, indem konkurrierenden Firmen etwa der Marktplatzzugang erschwert oder gänzlich versperrt worden wäre. Vermeintliche Abschottungsstrategien durch Amazon hätten darüber hinaus womöglich dazu führen können, dass sich die Preise, die Kundinnen und Kunden für entsprechende Geräte zahlen, erhöhen.

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Angestrebter Kaufpreis hatte sich bereits reduziert

Den ursprünglichen Plänen zufolge, die im Sommer 2022 öffentlich wurden, wollte sich Amazon die Übernahme satte 1,7 Milliarden US-Dollar kosten lassen. Im Sommer letzten Jahres ließ der Konzern dann verlauten, deutlich weniger zahlen zu wollen: nur noch 1,42 Milliarden US-Dollar – und damit 15 Prozent weniger – seien vorgesehen.

Die Berichte um den geminderten Übernahmepreis hatten auf dem Börsenparkett umgehend für Anspannung gesorgt: Die iRobot-Aktien waren damals um mehr als 10 Prozent auf 42,50 Dollar eingebrochen.

iRobot und das Potenzial zum Datensammeln

Mit iRobot hätte Amazon ein weiteres, datenintensives Unternehmen bzw. Segment in seinen Firmenkosmos geholt und damit beispielsweise die Segmente rund um Ring, den Anbieter für Heimüberwachungstechnik, und den Sprachassistenz-Bereich Alexa erweitert. 

Da die Saugroboter etwa in der Lage seien, mithilfe von Sensoren Wohnungen zu kartieren und dementsprechend auch das Sammeln sensibler Kundendaten ermöglichen, hatten Kritiker bereits frühzeitig Bedenken angemeldet.

Durch die geplatzte Übernahme sackte die iRobot-Aktie vorbörslich um fast 20 Prozent ein und war laut Spiegel „mit 13,76 Dollar so billig wie zuletzt vor mehr als 14 Jahren“.

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Artikelbild: http://www.depositphotos.com