Der KI-Assistent ist dabei auch für Späße zu haben und schreibt auf Wunsch ein Haiku zum Produkt.
Der E-Commerce-Riese Amazon überschlägt sich derzeit mit neuen KI-basierten Funktionen. Die neueste bietet Kund:innen Antworten auf eine Vielzahl an Fragen rund um ein bestimmtes Produkt. Diese Antworten zieht sich die auf einem Large Language Model (LLM) basierende KI aus den im Listing vorliegenden Informationen inklusive Rezensionen. Interessiert man sich beispielsweise für ein Laufshirt, kann man somit einfach nachfragen, ob dieses eher für den Winter oder Sommer geeignet ist – die Antwort gibt Aufschluss über die Materialdichte und bezieht sich auf Aussagen vorheriger Bewertungen.
Bisher wohl nur in den USA und in der App-Variante
Entdeckt wurde die neue Funktion vom E-Commerce-Blog Market Pulse – eine formelle Ankündigung seitens Amazon liegt bisher nicht vor. Deswegen ist nicht ganz klar, wann genau und auf welchen Märkten das Tool überall ausgerollt wurde. Eine kurze Suche auf dem hiesigen Marktplatz fand die Funktion hierzulande jedenfalls noch nicht.
Zumindest im US-Raum sowie innerhalb der Android- und iOS-Smartphone-Apps soll sich die Funktion im Seitensegment „Looking for specific info?“ (auf dem deutschen Marktplatz „Du suchst nach bestimmten Informationen?“) befinden. An der Stelle tauchen sonst die Fragen anderer Kund:innen zum Produkt auf und man kann im Bedarfsfall eigene weitere Fragen stellen.
Praktisches Tool mit Einschränkungen
Gibt man hier nun eine Frage ein, fasst der KI-Assistent aus allen vorliegenden Informationen des Listings eine Antwort zusammen, unter jener auch ausgewiesen wird, dass es sich um eine „AI-generated answer“ handelt. Für die Kundschaft soll sich so langes Suchen nach einer konkreten Antwort erübrigen. Möchte man beispielsweise wissen, ob sich ein Shirt gut fürs Lauftraining eignet, kann man diese konkrete Frage einfach stellen und erhält eine direkte Antwort.
Wie Marketing Pulse jedoch anmerkt, agiert der angebliche Einkaufsassistent lediglich auf Produktebene. Übergreifende Fragen zum Vergleich mit anderen Produkten, das Hinzufügen zum Einkaufswagen oder andere Aktionen, die über das direkte Produkt hinaus gehen, ermöglicht das Tool dagegen nicht. Auch Informationen zur Preis-Historie gibt es nicht – möglicherweise wollte Amazon sich hiermit hinsichtlich gezielter Preisänderungen zu Rabatttagen etwas bedeckter halten.
„Generative KI wird jede Kundenerfahrung verändern“
Eine nette kleine Neben-Funktion des Bots ist es, dass dieser Fragen auch kreativ zu beantworten vermag. Bittet man ihn beispielsweise, ein Produkt mit den Worten Yodas oder in Form eines Haiku zu beantworten, leistet er Folge. Auch räumt er durchaus Defizite von Produkten ein. Auf die Frage, ob ein Fahrrad sich für ein romantisches Date eignet, wird einem so zum Beispiel stattdessen lieber ein Tandem empfohlen. Konkrete Produktempfehlungen und Weiterleitungen erfolgen dabei jedoch nicht.
Nach den erst kürzlich veröffentlichten KI-Funktionen für die Größen-Suche im Bekleidungssegment und der KI-basierten Zusammenfassung von Bewertungen bietet der Marktplatz immer mehr Möglichkeiten, sich beim Einkauf kleine Problemchen abnehmen zu lassen. Wie Amazon-CEO Andy Jassy vergangenen Monat gegenüber CNBC sagte: „Generative KI wird jede Kundenerfahrung verändern. Und damit wird sich auch die Nutzung für Entwickler und sogar Geschäftskunden deutlich vereinfachen. Ich glaube, KI hat somit eine Menge gesellschaftlicher Vorteile“.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
Kommentar schreiben
Antworten
Ihre Antwort schreiben
Antworten
Die Begeisterung in Unternehmenseta gen über die Möglichkeiten generativer KI sind verständlich, aber vielfach überzogen - zumindest was den aktuellen Stand der Technim angeht.
Zwar ist eine KI prinzipiell zu weitergehenden Interpretatione n fähig - diese ist aber nicht zu verwechseln mit dem "Verständnis" eines Problems bzw. einer Fragestellung, wie wir es als Menschen kennen.
Soll heißen: Auf die Frage, ob sich das Shirt zum Lauftraining eignet, prüft die KI die vorhandenen Informationen. Steht im Text "Lauftraining", ist die Antwort klar. Weiterhin könnte sie aus der angegebenen Materialzusamme nsetzung die Eignung folgern - aber bereits da wird sie an ihre Grenzen kommen. Denn z.B. ein leichtes Merino-Shirt KANN sich zum Joggen eignen, ein dicker Merino-Pullover eher weniger. Ein Shirt aus Polyester kann dagegen alles mögliche sein.
Wer jemals als Kunde mit einem dieser unsäglichen aber leider angesagten KI-Chatbots über ein Problem diskutiert hat, wird dies bestätigen können. Selten bekommt man tatsächlich Antworten, die man vorher noch nicht wusste. In 99% aller Fälle wird man mit Floskeln abgespeist - nach dem Motto: Ruf uns bloß nicht an!
Ihre Antwort schreiben