Wer auf Amazon ein elektronisches Buch bestellt, kann dies innerhalb von zwei Wochen mit nur einem Klick zurückgeben. Das soll sich jetzt ändern.

Wer nun ein E-Book zurückgeben und den Kaufpreis erstattet haben möchte, darf künftig nicht mehr als 10 Prozent des Buches gelesen haben, um es – binnen 14 Tagen – über die Selbstbedienungsfunktion zurückzugeben. Wer schon mehr gelesen habe, muss zunächst „den Kundenservice kontaktieren, um eine Rückgabe anzufragen“, wird ein Amazon-Sprecher jetzt im Spiegel zitiert

Rückgabepraxis mit Missbrauchspotenzial

Der Buchhandel sowie Autorinnen und Autoren hatten zuvor die Retourenpraxis des Online-Konzerns für E-Books kritisiert: Das derzeitige 14-tägige Rückgaberecht mit nur einem Klick und anschließender problemloser Erstattung des Kaufbetrages unabhängig von der Länge würde Missbrauch schüren. Immerhin können Bücher unabhängig von deren Länge zurückgegeben werden und ohne, dass überprüft wird, wie weit sie gelesen worden sind. 

„Wir vermuten, dass diese Rückgabepraxis dem One-Click-Button geschuldet ist, der schnelle Einkäufe gestattet“, erläutert Lena Falkenhagen, Autorin und Bundesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, zur Kritik im Spiegel.

Proteste in den USA

In den USA hatte Amazon bereits Änderungen der Rückgaberichtlinien angekündigt. Zuvor hatte die Buchhandelsbranche Druck ausgeübt. In einer Petition wurde vor allem die Tatsache moniert, dass Bücher gelesen zurückgegeben werden konnten: „Ein Buch zurückzugeben, nachdem man zehn bis zwanzig Prozent gelesen hat, ist eine Sache. Aber wenn das Buch vollständig gelesen wurde, darf es nicht zurückgegeben werden. Ende der Diskussion“, hieß es in dem Protestaufruf. Die Regelung sollte nun eigentlich zum Jahresende 2022 – allerdings scheint sich der Start noch zu verzögern.

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Grundsätzlich sollen Richtlinien und Mechanismen einen Missbrauch der Rückgabe von E-Books verhindern, dennoch ziehe man jetzt mit den strengeren US-Regelungen jetzt auch in Deutschland nach. Hierzulande seien die Rückgabequoten für E-Books allerdings „konstant niedrig“, so Amazon. 

In der EU gibt es durch die Einführung der Omnibus-Richtlinie gesetzliche Neuerungen für die Rückgabe digitaler Produkte. Demnach erlischt das Widerrufsrecht, wenn der Verbraucher zustimmt, dass der Unternehmer mit der Vertragserfüllung schon vor dem Ablauf der Widerrufsfrist beginnt, das E-Book also direkt zur Verfügung gestellt wird. Außerdem muss der Verbraucher seine Kenntnis darüber bestätigen und eine Bestätigung darüber zur Verfügung gestellt bekommen.