In den Start von New World setzt Amazon große Hoffnungen. Doch bislang kämpft das Spiel vor allem mit technischen Problemen. Konkurrent Netflix treibt indes seine Gaming-Pläne voran.

Es sollte der große Befreiungsschlag für die Amazon Game Studios sein: Nach vielen Rückschlägen und eingestellten Produktionen legte das Studio den Fokus auf das Online-Spiel New World und noch im Juli 2021 schien es, als könnte das gelingen. Die Fachpresse überschlug sich zum Beta-Start zwar nicht mit Superlativen, das Interesse der Spieler war allerdings groß – und ist es nach wie vor. Am 28. September um acht Uhr deutscher Zeit ist New World offiziell gestartet und zwar enorm erfolgreich. Hunderttausende Spieler pilgerten auf die Server, um das MMORPG (Massive Multiplayer Online Role-Playing Game) auszuprobieren.

Laut SteamDB spielten in der Spitze über 730.000 Spieler gleichzeitig New World auf dem Portal Steam. Die Zahl derjenigen, die es nicht auf die Server geschafft haben, dürfte sogar noch bedeutend höher sein. Das Fachmedium Gamestar hat angesichts des großen Interesses am Spiel sogar einen Launch-Ticker aufgesetzt, der über die aktuelle Server-Situation berichtet. Demnach bestehe für viele Spieler überhaupt nur in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden die Chance, ohne Wartezeit auf einen der Server zu kommen, die maximal 2.000 Spieler gleichzeitig fassen.

New-World-Probleme: Volle Server, Fehlermeldungen, defekte Grafikkarten

Wer warten muss, hat teilweise tausende Spieler vor sich und muss Stunden in der Warteschlange verbringen. Gamestar hat errechnet, dass man 46 Stunden (!) warten muss, wenn man in der Liste hinter Position 4.000 liegt. Um der Lage Herr zu werden, bringt Amazon mittlerweile weitere Server ans Netz. Darüber hinaus schaffen es viele Spieler offenbar nicht einmal in die Warteschlange, sondern bekommen direkt Verbindungsfehler angezeigt, wie Golem berichtet. Amazon Games hat mittlerweile via Twitter reagiert und gelobt Besserung.

Ein weiteres, noch weit gravierenderes Problem: New World kann im schlimmsten Fall sogar Grafikkarten zerstören. Das Problem war bereits während der Beta-Phase im August zutage getreten und eigentlich hatte Amazon versprochen, dieses bis zum Release zu lösen. Laut Golem berichten aber auch nach dem offiziellen Release einige Nutzer von defekten Grafikkarten, nachdem sie New World gespielt haben. Betroffen seien Karten der Geforce RTX 3090-Baureihe, eine Geforce RTX 3080 Ti und auch diverse Radeon-Modelle. „Das Problem liegt definitiv an irgendeiner Art, wie New World Bilder rendert“, schreibt Twitter-Nutzer JayzTwoCents.

Für Amazon Games dürften die kommenden Tage entscheidend werden. Das Interesse an New World ist enorm, die Fans wollen dieses Spiel. Je länger die Probleme anhalten, desto stärker wird das Interesse abnehmen, weil die Bewertungen schlecht bleiben werden. Ob man die vergraulten Spieler dann in ein paar Wochen oder Monaten wieder zurückholen kann?

Netflix angelt sich Game-Entwickler Night School Studio

Für die Konkurrenz ist der New-World-Start gutes Anschauungsmaterial, denn nicht nur Amazon, sondern auch Streaming-Konkurrent Netflix will in den lukrativen Spielemarkt eintreten. Bislang waren die Pläne wenig konkret, doch nun hat Netflix das Spielentwickler-Unternehmen Night School Studio übernommen, das 2014 mit dem Indie-Spiel „Oxenfree“ für Aufsehen sorgte. Außerdem bringt Netflix fünf Mobile-Spiele auf den europäischen Markt, wie die Tagesschau meldet: „1984“, „Stranger Things 3: The Game“, „Card Blast“, „Teeter Up“ und „Shooting Hoops“. Bis Netflix das erste „richtige“ Spiel von den Dimensionen eines New World veröffentlicht, dürfte es aber noch eine Weile dauern.