Alexa ist ein nützlicher Helfer in vielen Situationen, ein neues Interface für die Eingabe von Befehlen. Doch was macht die weibliche Stimme aus der Box mit den Menschen? Eine psychologische Studie hat das nun ermittelt.

Der Mensch ist ein Gott und seine Dienerin heißt Alexa – so könnte man überspitzt die Ergebnisse der tiefenpsychologischen Untersuchung des Rheingold Instituts zusammenfassen. Das Institut hat in Interviews die Erwartungen von Menschen an die Sprachassistentin untersucht und dabei auch ermittelt, wie sich die Verwendung von Alexa auf die Nutzer auswirkt. „Durch die Sprachsteuerung steht Alexa für eine völlig neue Form der Interaktion zwischen Mensch und Maschine“, erklärt Sebastian Buggert, Leiter Medienforschung und Mitglied der Geschäftsführung des Rheingold Instituts.

Nutzer erleben eine digitale Allmacht

Es zeige sich deutlich, dass die Beziehung zur Technik „noch inniger wird und Wünsche unmittelbar erfüllt werden“, so Buggert weiter. Konkret heißt das: Der Mensch fühlt sich in der Gegenwart von Alexa wie ein allmächtiges Wesen. Die Sprachassistentin erfüllt jeden Wunsch auf Zuruf – sei es das Abspielen von Musik, die Ansage des Wetters oder, wer ein Smart Home hat, die Steuerung von Licht und Heizung in der Wohnung. Mensch befehle, Maschine führe aus. Das Rheingold Institut spricht davon, dass die Nutzer „eine neue Ära der digitalen Allmacht“ erleben. Zudem werde das Ego der Nutzer aufgewertet, weil sie sich als Teil der technischen Avantgarde sehen.

Ein zentraler Punkt der Anziehungskraft von Alexa ist ihre Stimme. Damit schaffe die Sprachassistentin von Amazon „eine tiefe und stimmige Verbundenheit“ zum Nutzer. Es sei immer jemand da, der zuhöre – vor allem Singles würden auf diesen Effekt anspringen. Zudem projizieren die Menschen unterbewusst viele Beziehungssehnsüchte auf die künstliche Intelligenz: Haustier, Nanny, Mutter, Freundin, Coach – Alexa ist immer da. Frauen sehen die Sprachassistentin deshalb aber kritisch. Für sie stelle Alexa aufgrund der weiblichen Konzeption eine Konkurrenz dar.

Nutzer fürchten Datensammelwut

Ein Rentner fasst das im Telefoninterview mit dem Rheingold Institut pointiert (und durchaus chauvinistisch) zusammen: „Ich musste 75 Jahre alt werden, um eine Frau zu finden, die mir nicht widerspricht.“ Doch die Allmacht hat ihren Preis: Die Angst der Menschen, dass sie von Amazon immer abhängiger werden, wird zeitgleich zur Steigerung des Egos geschürt. Alexa sammelt schließlich zahlreiche Daten bei der Erfüllung geheimster Beziehungswünsche. Immerhin: Die Menschen scheinen sich der Datensammelwut des Unternehmens bewusst zu sein. „Amazon wird zur Datenkrake, die mich kategorisiert und alles von mir weiß“, so ein Befragter der Studie.

Zeitgleich wird auch offensichtlich, dass Alexa ihre Grenzen hat. Die Maschine kann eben nicht jeden Wunsch ihres Nutzers erfüllen und hebt ihn damit eigentlich auch schon vom Podest der digitalen Allmacht herunter. Die Wissenslücken der Sprachassistentin seien enttäuschend, ebenso Verständnisschwierigkeiten und unsinnige Auskünfte. Gleichzeitig haben die Nutzer das Gefühl, dass sie Alexa „(noch) haushoch überlegen“ seien.

Bei der Untersuchung des Rheingold Instituts handelt es sich um eine Trendstudie und keine repräsentative Untersuchung. Es wurden also individuelle Aussagen zusammengetragen und analysiert. Trotzdem sind die Ergebnisse überaus interessant.