Vergangenen Freitag war es so weit: Jeremy Clarkson, James May und Richard Hammond haben sich wieder gemeinsam in leistungsstarke Autos geworfen und aufs Gaspedal gedrückt. Die erste Folge von The Grand Tour suchte dabei vor allem erst einmal die Distanz zu Top Gear.

London im Herbst. Regenwetter. Jeremy Clarkson tritt aus einem Bürogebäude heraus, drückt dem Wachmann mit schwerer Miene seine Zugangskarte in die Hand und spannt einen Regenschirm auf. Radio-Ausschnitte aus dem Off sprechen von der de facto Entlassung des Top Gear-Moderators, während dieser in ein Taxi steigt und sich auf den Weg zum Flughafen macht. Das Ziel: Los Angeles. Dort mietet Clarkson einen Ford Mustang und fährt los – bis ihn auf dem Highway seine beiden Kollegen Richard Hammond und James May einholen.

Gemeinsam fahren die drei Moderatoren zum Song „Bright Sunshiny Day“ durch das Land, landen schließlich in der Wüste und fahren durch eine gewaltige Phallanx aus Supercars, verrückten Hod-Rods und Pickups – direkt auf eine Bühne mit begeistertem Publikum, Feuer-Show und Live-Band zu, neben dem das Studio-Zelt steht, mit dem die Moderatoren ihre Grand Tour um die Welt machen werden.

The Grand Tour sucht den Top Gear-Vergleich

Die Eröffnungsszene der Auto-Show von Amazon gibt den Ton für die erste Folge an. The Grand Tour startet in Amerika und hat zunächst vor allem einen Auftrag: Das Format der Folge zu erklären. Und dabei wird auch immer wieder gezeigt, dass es sich nicht um einen kompletten Abklatsch von Top Gear handelt, den Amazon produziert. Man hat die Moderatoren, ja, aber übernimmt nicht das Format Eins-zu-Eins.

Das wird deutlich bei den Segmenten innerhalb der Show: Hatte Top Gear noch das News-Segment (And now... The News!), bei dem Clarkson, May und Hammond zusammensaßen und über die Neuheiten in der Branche geredet haben, gibt es bei The Grand Tour die „Conversation Street“ – nur, dass die Moderatoren gerade nichts zu bereden haben. Auch die Idee, einen berühmten Schauspieler zu The Grand Tour einzuladen, wie Top Gear es bei dem „A Star In a Reasonably Priced Car“-Segment gemacht hat, kommt zu Wort. Zu dem „Celebrity Brain Crash“ genannten Format kommt es aber nicht: Alle drei eingeladenen Stars „sterben“ auf dem Weg ins Studio, zudem machen sich die Moderatoren über die Grafik zum Format lustig.

Die Heilige Dreifaltigkeit

Eine Verbindung zu Top Gear gibt es aber, auch wenn sie weder direkt noch indirekt erwähnt wird: In der BBC-Sendung hatten Clarkson, May und Hammond drei Supercars vorgestellt, die mit Hybrid-Technik arbeiten: Den McLaren P1, den Porsche 918 und den Ferrari LaFerrari (liebevoll „the Ferrari TheFerrari“ genannt). Zu einem direkten Vergleich der drei Wagen kam es aber nie – Clarkson war zuvor suspendiert worden und die Hersteller hatten sich geweigert. Nun ging es in der ersten Folge von The Grand Tour aber um diese „Heilige Dreifaltigkeit“ und der Vergleich wurde endlich umgesetzt. Top Gear-Fans werden sich gefreut haben.

Ansonsten wirkte alles wie eh und je: Der Humor ist dergleiche und bleibt weiterhin stellenweise kritisch. Die Gags sind auch dieselben und so denken Clarkson und Hammond sich Tests für die Hybrid-Supercars aus, bei denen Mays Ferrari LaFerrari direkt disqualifiziert war. Und auch einen Testtrack haben die Moderatoren zur Verfügung, um die Leistung der verschiedenen Autos auf die Probe zu stellen – samt eines Rennfahrers, damit die Werte vergleichbar sind. Ob es sich dabei um eine wechselnde Rolle handelt oder ob Nascar-Fahrer Mike Skinner als „The American“ dabei bleibt, wird sich zeigen.

Alles in allem machte die erste Folge von The Grand Tour für alteingesessene Top Gear-Fans Lust auf mehr. Abgesehen von den Segmenten ergeben sich nunmal kaum Unterschiede und Amazon scheint sogar noch mehr Geld in die Sendung pumpen zu können als es der BBC möglich war. Man darf gespannt sein, was passiert, wenn die Jungs ihren nächsten Halt in Johannesburg machen.