Der Juli ist vorbei und wir werfen einen Blick zurück auf die wichtigsten Ereignisse des Monats. Und bei Amazon war wieder viel los. So hat Amazon mit „Mama Bear“ und „Happy Belly“ zwei neue Eigenmarken gestartet, den zweiten Amazon Prime Day durchgeführt, endlich einen Standort für seine Drohnentests gefunden und in Deutschland Händler über neue Vertriebsbeschränkungen informiert.

Fernglas

(Bildquelle Eye of the Beholder:hjl via Flickr, keine Änderungen, bestimmte Rechte vorbehalten)

Amazon erweitert sein Eigenmarken-Universum

Amazon ist darum bestrebt, sämtliche Bereich selbst abzudecken. Das Unternehmen hat dafür schon erfolgreich Eigenmarken etabliert – der E-Book-Reader Kindle ist da wohl das beste Beispiel. Aber zu dem kommen wir gleich.

In den Staaten hat Amazon jetzt Babynahrung und Kaffee für sich entdeckt und verkauft diese in den USA unter dem Namen „Mama Bear“ beziehungsweise „Happy Belly“. In puncto Baby hatte Amazon schon einmal den Versuch einer Eigenmarke gestartet. Damals waren es Windeln, doch die Resonanz war nicht so, wie Amazon sie sich erhofft hat. Amazon vertreibt auch eigene Batterien, Regenschirme oder auch Telefonkabel. Aber natürlich gibt es einen Haken: Wie so oft bei Amazon, sind die Eigenmarken jedoch nur für Prime-Mitglieder bestellbar.

Aber nun zu besagtem Kindle. Amazon musste für seinen neusten Reader jetzt herbe Kritik einstecken. Nicht, weil das Gerät schlecht sein oder nicht funktionieren würde – das Problem lag in der Präsentation. Denn Amazon warb für den neuen Kindle mit Bildern, bei denen man ein Display gesehen hat, das sich in Bezug auf das Kontrastverhältnis kaum von den Displays der viel teureren Kindle-Modelle unterschieden hat. Doch die Wahrheit ist: Das Display des neunen Kindle besitzt weder eine integrierte Beleuchtung noch kann er beim Thema Auflösung mithalten. In den Kommentaren auf Amazon.com entlud sich daraufhin der Frust der Kunden – unter anderem war auch explizit von „irreführender Werbung“ die Rede. Amazon zog daraufhin die Reißleine und hat die Bilder ausgewechselt, die jetzt einen deutlich dunkleres Display zeigen.  

2. Amazon Prime Day eher durchwachsen

Amazon veranstalte im Juli wieder einen Prime Day. Und so hieß es am 12. Juli: Schnäppchen, Schnäppchen und noch mal Schnäppchen. Wie schon im letzten Jahr profitierten jedoch nur Prime-Mitglieder von den Rabatten. Dabei warnte die Verbraucherzentrale wie schon im letzten Jahr vor unrealistischen Rabatten, da Amazon die UVP des Herstellers als Vergleich verwendet, diese aber oft nur eine „als Mondpreis verrufene Orientierung“ ist. Und auch Verdi nutze den Tag und rief zu Streiks auf. Aber auch Amazon selbst hatte Probleme. Auf der US-amerikanischen Seite kam es zu technischen Problemen: Kunden konnten sich zwischenzeitlich nämlich nicht mehr aus ihren Käufer-Konten ausloggen. Generell betrachtet, kam der Prime Day bei den Nutzern jedoch sehr gut an.

Logistik: Eigene Paketstationen, Drohnen und weniger Verpackungsmüll

Die Gerüchte, dass Amazon eigene Packstationen auch in Deutschland aufstellen will, gab es schon lange. Nun hat sich der Online-Riese erstmals zu diesen Gerüchten geäußert. Bernd Schwenger, Chef von Amazon Logistics in Deutschland, hat Mitte des Monats bestätigt, dass sich der Online-Händler intensiv mit Packstationen auseinandersetzt. „Wir werden bald darüber entscheiden, ob wir die Amazon Locker auch unseren deutschen Kunden anbieten“, meint Schwenger. „Dabei sind wir in enger Absprache mit unseren Lieferpartnern.“ Sollten die Amazon Locker kommen, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese zuerst in München und Berlin getestet werden. Bisher laufen Versuche in den hauseigenen Büros und Logistikzentren von Amazon.

Aber als ob das schon alles wäre… Amazon feilt seit Jahren an der Lieferung via Drohne, doch die USA machten dem Unternehmen das Testen der autonom fliegenden Geräte schwierig. Jetzt hat Amazon für sein Prime Air Programm eine andere Alternative gefunden: Großbritannien. Mit der UK Civil Aviation Authority (CAA) konnte Amazon eine Vereinbarung über Testflüge schließen und darf die Drohnen nun in ländlichen Regionen und kleinen Vororten testen, wobei die Drohnen auch außerhalb der Sichtweite des Piloten fliegen dürfen.

Zudem hat sich Amazon scheinbar die Beschwerden einiger Kunden zu Herzen genommen und arbeitet an seinen Verpackungen. Denn leider kam es oft vor, dass die Kartons viel zu groß für das bestellte Produkt waren. Nun hat Amazon angekündigt, sich um dieses Problem zu kümmern. Mit einem System namens „Box-on-Demand“, das sicherstellen soll, dass die Verpackung an das Format jeder einzelnen Sendung angepasst und sozusagen individualisiert wird, will man gegen zu große Packungen vorgehen. Allerdings handelt es sich dabei erst einmal nur um einen Test, weswegen man nicht sagen kann, wann und wie lange es tatsächlich zum Einsatz kommt.

Probleme bei Amazon: Vertriebsbeschränkungen und Plagiate

Ansonsten scheint Amazon.de den Sommer wieder zu nutzen, um Händlern kommende Vertriebsbeschränkungen anzukündigen. Wie jetzt bekannt wurde, sind davon Händler betroffen, die Produkte der Marken Travalo, der Fossil Group und von Lacoste verkaufen. Die Vertriebsbeschränkungen führen dazu, dass nur noch autorisierte Händler diese Produkte auf dem Marktplatz von Amazon vertreiben dürfen. Sollte der jeweilige Online-Händler keine Freischaltung für den Verkauf dieser Produkte haben, entfernt Amazon die entsprechenden Produkte aus dem Sortiment des Verkäufers.

Aber nicht nur KMUs haben Probleme mit Amazon. Der Sandalenhersteller Birkenstock wird seine Produkte im neuen Jahr (2017) nicht mehr über die Plattform von Amazon.com verkaufen. Der Grund: Plagiate aus China. Aber nicht nur Birkenstock selbst verkauft nicht mehr. Auch anderen Händlern ist es ab dem 01. Januar 2017 nicht mehr gestattet, Birkenstock-Produkte über Amazon.com zu verkaufen. „Der Marktplatz von Amazon, der als ‚freier Marktplatz‘ fungiert, erschafft ein Umfeld, in dem wir unzumutbare Geschäftspraktiken erleben, die unserer Meinung nach unsere Marke gefährden“, so der US-amerikanische Birkenstock-Geschäftsführer David Kahan in einem Brief, der an Tausende Händler verschickt wurde.