„Die Kommunikation mit Amazon war wenig hilfreich.“

Bereits im November 2023 traf zahlreiche Amazon-Seller der Schlag: Das wohlverdiente Geld auf Amazon ließ sich plötzlich nicht mehr auszahlen. Zur Abklärung des Steuersitzes wurden dann Dokumente gefordert, was in vielen Fällen einen ellenlangen und frustrierenden Prozess lostrat. Das gleiche Schicksal traf jetzt im Januar eine zweite Welle Konten. Amazon bestätigte, dass es sich um eine kontinuierliche Überprüfung handele und folglich auch zukünftig weitere Seller treffen können und werden.

Amazon Watchblog sprach mit Betroffenen über den Hergang der Ereignisse. Wie lief die Kommunikation mit Amazon und vor allem: Wie konnte schließlich eine Lösung herbeigeführt werden?

Aus Schutz der Privatsphäre ist das folgende Interview mit einem Amazon-Seller in anonymisierter Form wiedergegeben.

Anfangs war es schwer herauszufinden, wo genau das Problem lag

Amazon Watchblog: Hat Amazon Sie vor der Sperrung des Guthabens über diesen Schritt und die geforderten Dokumente informiert?

Seller: Nein, wir haben im Vorfeld keinerlei Informationen erhalten.

Wie empfanden Sie die durch Amazon bereitgestellten Informationen zur Lösung des Problems?

Amazon zeigte sich leider wenig hilfreich. Wir konnten erst nach einer Woche genau herausfinden, warum unser Verkaufskonto gesperrt wurde. Viele Amazon-Ansprechpersonen wussten die Gründe selber nicht genau und gaben Mutmaßungen an, welche uns natürlich wenig weiterhelfen konnten.

Nachdem Sie die gewünschten Dokumente eingereicht haben, wie ging es weiter?

In einer automatischen E-Mail hat uns Amazon zunächst für die Einreichung der Unterlagen gedankt. Doch schon kurz darauf wurden weitere Informationen gefordert. Dabei war jedoch schwer ersichtlich, was genau an den bisher gesandten Unterlagen als mangelhaft wahrgenommen wurde. 

Wie empfanden Sie alles in allem die Kommunikation mit Amazon?

Die war sehr schleppend. Teilweise wartete man tagelang auf eine Reaktion (und derweil natürlich auch auf sein Geld!). Das Schlimmste war, dass man nie genau wusste, ob die bereitgestellten Unterlagen denn jetzt ausreichend waren. Man fühlte sich dabei sehr der Willkür des Konzerns ausgesetzt.

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Die eingereichten Dokumente sollte man penibel prüfen

Welche Dokumente haben bei Ihnen tatsächlich zu einer Lösung geführt?

Der Knackpunkt in unserem Fall war letztendlich eine aktuelle Bestätigung vom Gewerbeamt über die Existenz unseres Unternehmens. 

[Anmerkung der Redaktion: Dieser Punkt ist sehr individuell. Uns erreichten Zuschriften, nach denen unterschiedliche Schreibweisen von Unternehmensnamen oder auch Personennamen zum Ausschluss führten. In weiteren Fällen waren die Dokumente schlicht nicht eindeutig genug benannt.]

Über welchen Kommunikationsweg reichten Sie diese ein?

Über den von Amazon bereitgestellten Link.

[Anmerkung der Redaktion: Auf der Hilfeseite „Bestimmung der „Niederlassung“ für die EU-Mehrwertsteuer“ stellt Amazon Hinweise zu den geforderten Unterlagen nach Unternehmensform zur Verfügung und erklärt, auf welchem Weg diese zu übermitteln sind.

Für Unternehmen in Deutschland sollen die Dokumente an die E-Mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! geschickt werden. Wichtig ist dabei, dass die Absenderadresse der E-Mail-Adresse entsprechen muss, welche im Sellercentral genutzt wird.]

Wie viel Zeit verging von der Sperre des Kontos bis zu dem Zeitpunkt, an dem Sie wieder über das Konto verfügen konnten?

Insgesamt dauerte der Vorgang bei uns knapp 4 Wochen.

Stures Abarbeiten ist unerlässlich

Haben Sie einen konkreten Tipp an derzeit Betroffene, wie diese jetzt am besten vorgehen sollten?

Amazon begründet die Sperrung mit der Durchsetzung europäischer Richtlinien. Um den geforderten Nachweis zu erbringen, müssen alle geforderten Unterlagen eingereicht werden. Hier muss ganz genau darauf geachtet werden, welche Dokumente Amazon tatsächlich braucht und wie alt diese sein dürfen. 

Der gesamte Prozess ist unglaublich frustrierend. Aber sich darüber aufzuregen, beschleunigt eine Lösung leider nicht. An einem konsequenten Abarbeiten der Forderungen mit minutiöser Überprüfung aller Angaben führt letztlich kein Weg vorbei.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Neben den umfangreichen Leistungen in puncto Rechtssicherheit im Online-Handel bietet der Händlerbund schnelle Hilfe, wenn Guthaben einbehalten oder das (komplette) gewerbliche Verkäuferkonto bei Amazon.de gesperrt wurden. Mit dem Professional-Paket stehen Unternehmen neben vielen weiteren Leistungen nicht nur eine Rechtsberatung, die Übernahme der Kommunikation mit Amazon Deutschland, sondern auch die gerichtliche Vertretung zu. Weitere Informationen finden Sie hier.

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