Der Staat Indiana soll die schwächsten Arbeitsschutzbedingungen der gesamten USA haben.

Bereits im Mai dieses Jahres verstarb ein erst 20-jähriger Amazon-Mitarbeiter in den USA an den Folgen eines schweren Unfalls. Nun hat eine elfwöchige Untersuchung des Falles ergeben, dass der Unfall durch bessere Sicherheitsvorkehrungen sowie -unterweisungen hätte vermieden werden können. Im Zuge dessen verhängt die Sicherheitsaufsichtsbehörde eine Geldstrafe von 7.000 US-Dollar. Wie die Washington Post schreibt, steht die Höhe der Strafe dabei in Kritik. 

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Arbeitsschutzmaßnahmen mangelhaft

Der junge Mann war Anfang Mai auf dem Weg, einen Stau in einem Beförderungssystem zu beheben. Er befand sich auf einer Hebebühne, welche ihn zur betreffenden Stelle transportieren sollte, als sein Kopf von der tief stehenden Maschinerie erfasst und eingeklemmt wurde. Der Mann verstarb an stumpfer Gewalteinwirkung im Kopfbereich. Ein unfassbar tragischer Unfall mit welchem Familie und Kolleg:innen des Opfers noch heute zu kämpfen haben.

Knapp elf Wochen lang untersuchte die Sicherheitsbehörde des Bundesstaates Indiana den Arbeitsplatz und Unfallhergang und stellte dabei fest, dass es hier deutliche Versäumnisse in Sachen Arbeitsschutz und Unterweisungen gab. So soll das Opfer keine ordnungsgemäße Ausbildung im Betrieb von Hebebühnen, insbesondere bei niedriger Durchfahrtshöhe, erhalten haben. Auch sei die niedrige Durchfahrtshöhe an dieser Stelle nicht hinreichend als Gefahrenzone markiert gewesen zu sein.

Indiana hat die niedrigsten Strafen auf Arbeitsschutzmängel

Eigentlich sollte man meinen, die Beurteilung der Behörde wäre ein Sieg für die Familie des Opfers. Doch hier steht leider die Gesetzeslage im Bundesstaat im Weg. Denn Indiana hat landesweit gesehen praktisch die schlechtesten Arbeitsschutzregulierungen. So werden Strafzahlungen bei maximal 7.000 US-Dollar gedeckelt und Zivilklagen sind gänzlich verboten.

Das bedeutet, dass selbst ein Fall wie dieser, bei dem Amazon als Arbeitgeber für den Tod eines Mitarbeitenden offenkundig als mitverantwortlich gesehen wird, dies nicht vor Gericht ausgetragen werden kann. 

Auch wenn die Umstände des Todes sich so nicht gerichtlich verhandeln lassen, so könnte die Mutter des Opfers den in Indiana geltenden Anspruch auf Entschädigung für Arbeitnehmende in Anspruch nehmen. Als letzte Hinterbliebene, müsste sie hierbei nachweisen, auf die Einnahmen angewiesen gewesen zu sein. Im Idealfall würden ihr auf diese Weise zwei Drittel des Arbeitslohnes für zehn Jahre sowie die Übernahme der Beerdigungskosten zustehen. 

Kritik gegen Arbeitsbedingungen werden immer lauter

Dass die niedrige Strafzahlung für Amazon einen notwendigen Denkzettel darstellt und somit wirkliche Veränderungen hinsichtlich des Arbeitsschutzes mit sich führt, ist unwahrscheinlich. So sollen in den USA 2022 insgesamt Geldstrafen von 270.000 US-Dollar verhangen worden sein. In Anbetracht der Gewinne des Konzerns seien all diese aber ein Tropfen auf den heißen Stein.

Allein im Versandzentrum in Indiana kam es sechs Jahre zuvor zu einem Vergleichbaren tödlichen Unfall (siehe Infokasten). Hier hatte die Sicherheitsbehörde vier konkrete Sicherheitsmängel attestiert, die zum Unfall führten und für jede einzelne 7.000 US-Dollar verhangen. Sechs Jahre später scheint dies wenig bewirkt zu haben für den Standort. 

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