Statt durch die Unterführung rannten die Menschen über die Gleise, um den Zug zu erreichen.

Am Bahnhof im niedersächsischen Achim kam es diese Woche zu einem Vorfall, bei welchem rund 200 Mitarbeitende des nahegelegenen Amazon Logistikzentrums die Abfahrt eines Zuges behinderten. Denn um diesen nicht zu verpassen, rannten die Personen über das Gleisbett – ein Straftatbestand, wie die Bundespolizei gegenüber dem Bremener Nachrichtenportal Buten un Binnen bestätigte. Die Ermittlungen gegen die Amazon-Mitarbeitenden wegen des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr laufen derzeit. Konsequenz können dabei Geld- oder Haftstrafen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren sein. 

Was passierte in Achim?

Der Bahnsteig in Achim ist regelmäßig Schauplatz des regen Schichtwechsels im nahegelegenen Amazon Logistikzentrum. Das Problem ist der Deutschen Bahn bekannt. Seitdem Amazon den Standort eröffnete, käme es immer wieder zu Gedränge am deutlich zu kleinen Bahnhof.

Normalerweise bringt ein Werkbus des Verkehrsverbundes Niedersachsen die Mitarbeitenden nach Schichtwechsel zum Bahnhof. Doch am Mittwoch, dem 19. Juli 2023, verspätete sich dieser wegen einer Baustelle. Die Verspätung hätte zur Folge gehabt, dass über 200 Menschen den Zug verpassten. 

Das wollte ein Teil dieser Personen nicht einfach hinnehmen und nahm kurzerhand eine Abkürzung. Statt des korrekten Weges von der Bushaltestelle durch eine Unterführung zum Gleis bogen sie durchs Gebüsch und über die Gleisanlage ab. Der Zug, der bereits in Richtung Bremen startete, konnte gerade noch rechtzeitig bremsen.

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Der nächste Zug wäre nur 23 Minuten später gefahren

Wer nun genau den Plan initiierte, sei bisher ungewiss. Das Resultat war jedoch, dass, angestiftet durch die ersten Kollegen, viele weitere folgten. So stellte die Bundespolizei zum jetzigen Zeitpunkt fest: „Nach ersten Ermittlungen handelt es sich um Mitarbeiter eines örtlichen Logistikunternehmens, die vermutlich nach Schichtende durch ihr Verhalten sicherstellen wollten, dass sich die Abfahrt des Zuges bis zum Zustieg aller Beteiligten verzögert.“

Das Betreten der Gleise sei so vermutlich zunächst ein Mittel zum Zweck gewesen. Der Zug sei dann aber mutmaßlich weiter blockiert worden, um den Kollegen den Zustieg zu ermöglichen. Die Blockade führte dazu, dass der Zug eine ganze Stunde länger stehen blieb und sich zudem elf weiteren Züge um insgesamt über vier Stunden verspäteten. Die Ironie des Falles: der nächste Zug wäre eigentlich nur 23 Minuten später gefahren.

Das sagt Amazon zum Vorfall

Das Logistikunternehmen sieht sich selbst nicht in Verantwortung. Schließlich geschah das ganze außerhalb des Betriebsgeländes. Jedoch versicherte ein Unternehmenssprecher gegenüber Buten un Binnen, dass man derartiges Verhalten nicht toleriere und vollumfänglich mit den Behörden an der Klärung des Sachverhalts zusammenarbeiten würde.

Die Polizei erhöht währenddessen die Präsenz am kritischen Bahnsteig. Beamt:innen sind dort zu den Schlagzeiten im Einsatz und verweisen auf den ordentlichen Weg zum Gleis. Im Zuge der Ermittlungen werden nun Zeugenaussagen und weitere Beweise ausgewertet. In einigen Fällen wird daher auch hinsichtlich einer Nötigung ermittelt. 

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