Wie sicher sind Amazons Logistikzentren? Neue Zahlen geben Einblicke in Unfallzahlen.

Wo gelagert, rangiert und geräumt wird, bleiben Unfälle nicht aus. Gerade in der Logistik drohen ohne notwendige Maßnahmen schwere Verletzungen. Doch wie oft kommen diese eigentlich vor? Neue Zahlen aus den USA belegen, dass die Gefahr in den Logistikzentren von Amazon offenbar deutlich größer ist als bei vergleichbaren Firmen.

Die logistischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Online-Riesen sollen 2022 mehr als doppelt so häufig von schweren Verletzungen betroffen gewesen sein wie jene in ähnlichen Einrichtungen. Darüber informiert CNBC und verweist auf einen Bericht der Gewerkschaftskoalition Strategic Organizing Center, der sich wiederum auf bundesweite Verletzungsdaten der Arbeitsschutzbehörde OSHA stützt.

Leichte Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr

Als konkrete Werte nennen die Berichte 6,6 schwere Verletzungen auf 100 Amazon-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. In Lagerhäusern abseits von Amazon liege diese Rate bei nur 3,2 schweren Verletzungen pro 100 Beschäftigten.

Die besagte Verletzungsrate bei Amazon sei im Zeitraum zwischen 2021 und 2022 um rund 3 Prozent gesunken – zuvor hatte sie noch bei 6,8 gelegen. Im Vergleich mit dem Jahr 2020, als es auf 100 Beschäftige noch 5,9 schwere Verletzungen gab, liegen die jüngsten Werte allerdings wieder deutlich höher. 

„Amazon hat diesen Anstieg auf die verstärkte Einstellung von Lagerarbeitern während der Pandemie zurückgeführt“, heißt es zur Entwicklung. Um das stark angestiegene Bestellaufkommen in der Corona-Pandemie bewältigen zu können, hatte der Konzern gerade in der Logistik massive Einstellungen vorgenommen. Den personellen Überschuss, der sich mit dem Abflauen der Pandemie und einer sich normalisierenden, also abnehmenden, Nachfrage ergab, wirkte Amazon mit den jüngsten Entlassungswellen entgegen.

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Vorwurf: Arbeitssicherheit hat sich kaum verbessert 

Im Bericht der Gewerkschaftskoalition werde festgehalten, dass Amazon in der Zeit zwischen 2017 und 2022 mit Blick auf die Gesamtzahl der Verletzungen „keine nennenswerten Fortschritte“ vorweisen könne.

Zwar sei die Zahl schwerer Verletzungen im Hause Amazon zwischen 2021 und 2022 rückläufig, dafür sei jedoch die Zahl der Verletzungen insgesamt angestiegen. An den US-amerikanischen Amazon-Standorten soll es 2022 insgesamt rund 39.000 Verletzungen und 2021 etwa 38.300 Gesamtverletzungen gegeben haben.  

„Laut dem Bericht war Amazon im Jahr 2022 für mehr als die Hälfte aller schweren Verletzungen in der Lagerbranche verantwortlich, während die Zahl der Beschäftigten bei 36 Prozent lag“, heißt es weiter.

Amazon verweist auf hohe Investitionen in die Arbeitssicherheit

Kritik gab es in der Vergangenheit speziell an den hohen Produktivitätsanforderungen und dem daraus resultierenden hohen zeitlichen Druck für die Amazon-Belegschaft, der das Verletzungsrisiko steigere.

Amazon selbst betonte stets, dass es hohe Investitionen in die Sicherheit am Arbeitsplatz gäbe: Allein im aktuellen Jahr sollen wohl 550 Millionen Dollar in entsprechende Initiativen fließen. Auch detaillierte Ziele hatte sich der Konzern in diesem Rahmen schon gesteckt: 2021 ließ er verlauten, dass man die Rate an Verletzungen in den Lagerhäusern bis 2025 halbieren wolle.

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