Nach einem Feuer in einem Amazon-Lager gingen einige Mitarbeiter in den Streik. Der Konzern reagierte mit Suspendierungen.

Anfang der Woche brach in einem Amazon-Lager in Staten Island, einem Stadtbezirk von New York City, ein Feuer aus. Nach Angaben der Washington Post geriet eine Müllpresse für Kartonagen in Brand. Rund 100 Mitarbeiter der Nachtschicht weigerten sich nach dem Brand, im Lagerhaus zu arbeiten und legten ihre Arbeit nieder. Grund war der Rauch, der nach Angaben der Gewerkschaftsführer noch immer im Lager zu riechen war und es den Angestellten erschwerte, zu atmen. Ein Arbeiter soll sogar ins Krankenhaus eingeliefert worden sein. „Die Arbeiter fühlten sich nicht sicher, wieder ihre Arbeit aufzunehmen“, so Seth Goldstein, ein Arbeitsrechtsanwalt der Amazon Labor Union. Der Amazon-Standort in Staten Island ist das einzige gewerkschaftlich organisierte Lagerhaus des Unternehmens in den Vereinigten Staaten

Amazon gefiel dieser Streik ganz und gar nicht und suspendierte 10 Gewerkschaftsführer, die die Aktion anführten, sowie 40 Lagerarbeiter, die sich weigerten, zu ihrer Schicht zurückzukehren.

Besetzung der Arbeitsplätze

Nach Angaben der Washington Post bestätigte Amazon, dass Beschäftigte, die sich am Montag an der Arbeitsniederlegung beteiligt hatten, vom Dienst suspendiert wurden. Unternehmenssprecher Paul Flaningan sagte, dass Amazon zwar das Recht seiner Mitarbeiter auf Protest respektiere, es aber nicht angebracht sei, dass Mitarbeiter aktive Arbeitsbereiche, Pausenräume oder Verkehrswege in den Lagerhäusern besetzen. „Während die große Mehrheit der Angestellten zu ihren Arbeitsplätzen zurückkehrte, weigerte sich eine kleine Gruppe, zur Arbeit zu gehen und blieb ohne Erlaubnis im Gebäude“, sagte er.

Nach dem Ausbruch des Feuers wurden alle Mitarbeiter aus dem Gebäude evakuiert, die Beschäftigten der Tagschicht wurden mit Lohn nach Hause geschickt. Der Amazonsprecher fügte hinzu, dass das Unternehmen, nachdem die Feuerwehr bescheinigt hatte, dass das Gebäude sicher war, die Mitarbeiter der Nachtschicht bat, sich zu ihren geplanten Schichten zu melden. Dazu sahen sich einige Mitarbeiter allerdings nicht in der Lage und verwiesen auf bestehende Sicherheitsrisiken.

„Es ist eine Schande, dass die Arbeiter wegen Amazons mangelnder Sicherheitsprotokolle Stellung beziehen mussten, weil sie das Gefühl hatten, dass das Unternehmen [den Brand] nicht ernst nahm“, sagte Christian Smalls, Präsident der Amazon Labor Union. Amazon entließ Smalls aus dem Werk in Staten Island, nachdem er auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie im Jahr 2020 zu einer Arbeitsniederlegung aufgerufen hatte.

Amazon erkennt Gewerkschaft nicht an

Gewerkschaften sind in den USA noch immer sehr rar und auch bei Amazon nicht gern gesehen. Obwohl der Amazon-Standort in Staten Island der bislang einzige mit einer Gewerkschaft im gesamten Unternehmen ist, erkennt Amazon diese nicht an und weigert sich nach Angaben der Washington Post bislang, mit dieser zusammenzuarbeiten. Auch in Albany, New York, sieht sich Amazon aktuell mit einer aktiven Gewerkschaftskampagne konfrontiert. Um dagegen vorzugehen, soll der Konzern Berater hinzugezogen haben, um die Belegschaft davon zu überzeugen, gegen eine gewerkschaftliche Organisierung zu stimmen.