Amazon will in einer App für seine Mitarbeiter für das Unternehmen kritische Wörter sperren – unter anderem „Gewerkschaft“, „Toilette“ und „Gehaltserhöhung“. 

Amazon steht wegen vieler Punkte oft in der Kritik – vor allem die Bedingungen für die einfachen Arbeiter in der Logistik gehören dazu. Der Stress ist oft groß, der Lohn dagegen eher klein. Der Zeitdruck führte dazu, dass Lieferfahrer sogar in Flaschen gepinkelt haben und Arbeiter in den weiträumigen Lagern kaum Zeit haben, auf Toilette zu gehen. Über alle diese Themen will Amazon eher Stillschweigen – und das auch in der internen Kommunikation zwischen den Angestellten durchsetzen, wie The Intercept berichtet und sich dabei auf interne Dokumente beruft.

Amazon sperrt diese Wörter: Gehaltserhöhung, Sklavenarbeit, Roboter

Amazon arbeite demnach an einer App, mit der die Mitarbeiter untereinander kommunizieren können. Dabei sollen jedoch bestimmte Begriffe automatisch gesperrt werden. Dazu gehören unter anderem „Gewerkschaft“ („union“), „Toiletten“ („restrooms“), „Gehaltserhöhung“ („pay raise“), „Petition“, „Fairness“, „existenzsichernde Löhne“ („Living Wage“), „Roboter“ und sogar „Sklavenarbeit“ (slave labor)!

Amazon wollte Mitarbeiter motivieren

Amazon hat erklärt, dass die App noch in Arbeit ist und eventuell gar nicht startet. Das eigentliche Ziel dahinter sei gewesen, dass Mitarbeiter sich untereinander mit sogenannten „Shout-Outs“ gegenseitig loben und motivieren sollen. Die bei Amazon teils horrende Mitarbeiterfluktuation solle so gesenkt werden, heißt es. „Unsere Teams denken immer über neue Wege nach, um den Mitarbeitern zu helfen, miteinander in Kontakt zu treten“, erklärte Amazon-Sprecherin Barbara M. Agrait. „Dieses spezielle Programm wurde noch nicht genehmigt und kann sich erheblich ändern oder sogar überhaupt nie starten.“ 

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Amazon: Schwarze Liste mit kritischen Themen

In der Planung der App sollen Amazon-Manager aber auch auf die „die dunkle Seite der sozialen Medien“ hingewiesen haben. Um eine „positive Community“ ohne etwaige Diskriminierung und Beleidigungen zu gewährleisten, sollen die Postings überwacht werden, außerdem gibt es den „Auto-Bad-Word-Monitor“ – die besagte Liste mit den verbotenen Begriffen. Diese schwarze Liste umfasst zwar auch Wörter wie „Ich hasse“, „Mobbing“ und „Das ist dumm“, viele der verbotenen Wörter zielen jedoch genau auf mögliche Kritikpunkte bei Amazon – etwa die für viele unzureichende Bezahlung, eine mögliche Gefahr für den Arbeitsplatz durch den zunehmenden Einsatz von Robotern oder der Kampf gegen die Gewerkschaften. Gerade letzteres Thema dürfte durch die aktuell erste Gewerkschaftsgründung unter den Mitarbeitern heiß diskutiert werden. 

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