Amazon steht in der Kritik, weil über den Marktplatz zahlreiche impfkritische Produkte zum Verkauf angeboten werden.

Stöbert man derzeit auf dem Online-Marktplatz von Amazon, finden sich unter Schlagworten wie „Impfung“ und „ungeimpft“ zahlreiche Produkte, die sich offensiv gegen das Impfen aussprechen. Besonders verbreitet sind etwa Shirts und Pullover, auf denen impfkritische Parolen skandiert werden. 

Zu lesen sind auf den Kleidungsstücken Slogans wie: „Mensch zweiter Klasse – gesund und ungeimpft“, „Ungeimpft – Ich bin keine Laborratte“ oder „Ungeimpft – Kein Sklave des Systems“. Untermalt sind diese Sprüche nicht selten mit Bildern von Totenköpfen, Laborratten, Mittelfingern oder Biohazard-Zeichen. Neben Kleidungsstücken finden sich Angebote mit ähnlichen Sprüchen und Inhalten aber auch in Produktgruppen wie Stickern oder Aufnähern.

Impfkritische Produkte auf dem Amazon-Marktplatz
Amazon, Screenshot

 

Impfkritische Produkte auf dem Amazon-Marktplatz
Amazon, Screenshot

Empörung aus der Politik – Verantwortung ist gefragt

Kritik gegen solche Produkte regt sich nun aus der Politik: Bundestagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke von Bündnis90/Die Grünen stieß im Zuge von Recherchen auf entsprechende Angebote auf dem Amazon-Marktplatz. „Ich bin empört und entsetzt, dass Amazon in einer Zeit, wo es darum geht, gemeinsam gegen eine Pandemie zu kämpfen, solchen Produkten eine Plattform bietet“, habe sie sich gegenüber dem Handelsblatt geäußert. „Wir haben doch alle eine Verantwortung, uns dafür einzusetzen, die Verbreitung des Virus zu stoppen.“

Um ihrer Kritik Ausdruck zu verleihen, habe Müller-Gemmeke einen Brief an die Amazon-Geschäftsführung in Deutschland verfasst, in dem sie entsprechende Shirts etwa als „zynisch und menschenverachtend“ bezeichnete. Solche Produkte würden ihrer Ansicht nach nicht nur zu einer Verharmlosung der Pandemie führen, sondern zudem kursierende Verschwörungstheorien unterstützen und auch Wissenschaftsleugnern Vorschub leisten.

„Ich finde das unverantwortlich von einem Unternehmen, das weltweit in nie zuvor da gewesenem Ausmaß von dieser Pandemie profitiert hat.“ Die Politikerin erwarte sich von der offenen Kritik, dass Amazon entsprechende Angebote von seinem Online-Marktplatz entferne.

Amazon: Zwischen Provision und Impfaufrufen für Mitarbeiter

Amazon selbst habe auf Nachfrage des Handelsblattes auf die Gesundheit sowie die Sicherheit der Mitarbeiter, kooperierender Unternehmen und der Kundschaft verwiesen, die für den Konzern „oberste Priorität“ hätten. Auch den eigenen Teams ermögliche man Impfungen durch Betriebsärzte, die man als wichtig einstufe. Stimmen aus Unternehmenskreisen ließen zudem verlauten, dass impfkritische Slogans wie auf benannten Kleidungsstücken nicht Amazons Position zum Thema widerspiegle.

Dennoch wird kritisiert, dass Amazon von impfkritischen Produkten durch Lizenzgebühren finanziell profitiere, da die Waren teils über den hauseigenen Shirt-Druck-Service „Merch by Amazon“ hergestellt würden. Demgegenüber steht das Bestreben Amazons, für die Gesundheit und Sicherheit der eigenen Mitarbeiter zu sorgen: In den USA führte der Konzern zwar keine Impfpflicht ein, lockte jedoch mit einer Prämie fürs Impfen und veranstaltete überdies eine Impf-Lotterie, bei der Mitarbeiter 500.000 Dollar gewinnen konnten.

Wir haben Amazon zum Thema angefragt und werden etwaige Statements im Text ergänzen.