Amazon-Mitarbeiter klagen über die Intransparenz des Personal-Programms Focus. 

Amazon will Top-Leistungen in allen Bereichen, überwacht und fördert die Arbeit seiner Angestellten – eigentlich. Denn wie soll man sich verbessern, wenn man gar nicht weiß, was man falsch macht? So etwa lautet die Kritik einiger Amazon-Mitarbeiter an dem intransparenten Personal-Trainingsprogramm Focus, über das die Seattle Times berichtet und die dafür mit Führungskräften, Angestellten und ehemaligen Mitarbeitern gesprochen hat.

Kritik an Amazon Focus: „versteckte Methode, um Leute auszusortieren“

Amazons Focus-Programm soll laut Unternehmen schwächeren Mitarbeitern helfen, wieder bessere Leistungen zu bringen. Dabei sollen sie von ihren Vorgesetzten geschult werden. Doch manche der Amazon-Mitarbeiter wissen gar nicht, dass sie sich in dem entsprechenden Programm befinden, so der Vorwurf. Mitarbeiter berichten, dass sie das nur durch Zufall rausgefunden haben – etwa, als sie die Abteilung wechseln wollten. „Das Programm ist sehr geheimnisumwittert. Es ist eine versteckte Methode, um Leute auszusortieren, die nicht zur Clique gehören“, wirft eine Mitarbeiterin dem Unternehmen vor.

Andere kritisieren, dass sie weder auf ihre Fehler noch auf Verbesserungsmöglichkeiten hingewiesen wurden.

„Diskutieren Sie Focus nicht mit dem Mitarbeiter.“

In einem internen FAQ rät Amazon sogar den vorgesetzten Managern dazu, den zu bewertenden Mitarbeitern nicht direkt mitzuteilen, dass sie sich in dem Programm befinden. Dort soll es heißen: „Diskutieren Sie Focus nicht mit dem Mitarbeiter. Teilen Sie dem Mitarbeiter stattdessen mit, dass seine Leistung nicht den Erwartungen entspricht, in welchen Bereichen er sich verbessern muss, und bieten Sie ihm Feedback und Unterstützung an, damit er sich verbessern kann.“

Mitarbeiter kritisieren den intransparenten Umgang mit Amazons Personal-Programm als verwirrend und demoralisierend, Vorgesetzte sehen es als kontraproduktiv, so die Meinung der befragten anonymen Verantwortlichen.

Das sagt Amazon zu der Kritik am Personal-Programm

Amazon-Sprecherin Jaci Anderson erklärte dazu: „Wie die meisten Arbeitgeber stellen wir Managern Werkzeuge zur Verfügung, die Mitarbeitern helfen, ihre Leistung zu verbessern und in ihrer Karriere bei Amazon zu wachsen. Dazu gehören auch Ressourcen für Mitarbeiter, die die Erwartungen nicht erfüllen und möglicherweise zusätzliches Coaching benötigen.“ Mitarbeitern stünden mehrere Kanäle zur Verfügung, um über ihre ihre Leistungsbeurteilung zu sprechen.

Amazon steht immer wieder für seine Personal-Methoden in der Kritik – etwa wegen der absichtlich schlechten Bewertung von Angestellten oder des Hire-to-fire-Prinzips. Im krassen Gegensatz dazu steht Jeff Bezos’ Ankündigung, bald der beste Arbeitgeber der Welt werden zu wollen – das Versprechen wurde jüngst auch neu in Amazons Leitlinien aufgenommen.