Amazon zofft sich via Twitter vor der bevorstehenden Abstimmung über einen Gewerkschaftsbeitritt mit US-Politikern – oder wurden die Amazon-Konten sogar gehackt?

Wer Twitter kennt, weiß: Der Ton auf der Plattform ist oft rau. Auch Amazons News-Account zeigt sich jüngst etwas streitlustiger und debattiert mit US-Politikern. Kein Wunder: In diesen Tagen steht im Logistiklager in Bessemer (Alabama, USA) die historische Abstimmung über einen Beitritt zur Gewerkschaft an.

Elizabeth Warren, Senatorin in Massachusetts, hatte Amazon via Twitter unter anderem für die Steuertricks kritisiert. Amazon antwortete in einem Tweet: „Sie machen die Gesetze – wir befolgen sie nur (...)“ und warf der Senatorin später vor, dass sie eine US-amerikanische Firma zerschlagen wolle, damit diese die Politikerin nicht mehr kritisieren könne.

Screenshot Twitter
Screenshot Twitter

 

„Rotzige Tweets“ von Amazons Twitter-Konto

Auch Warrens Antwort darauf hatte es in sich. Sie betont mit markigen Worten, was sie bei Amazon alles angehen wird: einen fairen Steueranteil, Amazons Kampf gegen die Gewerkschaften und auch Amazons „rotzige Tweets“. Auch Vermonts Senator Bernie Sanders bekam von Amazon sein Fett weg: Nachdem er Amazon für seine Lohnpolitik ebenfalls kritisiert und sich mit den Amazon-Angestellten in Alabama solidarisiert hatte, schoss der Online-Riese via Twitter zurück. Der Senator sei seit 30 Jahren im Amt – und der Mindestlohn in seinem Bundesstaat mit 11,75 US-Dollar tiefer als bei Amazon. Sanders würde lieber reden statt handeln. 

Wegen der neuen Schärfe von Amazons Tweets gibt es sogar Vermutungen, dass das entsprechende Konto gehackt wurde, wie The Intercept berichtet. Demnach soll nach vermeintlich internen Dokumenten ein Amazon-Sicherheitsingenieuer Alarm geschlagen haben: „Diese Tweets sind unnötig antagonistisch (und gefährden Amazons Marke), und können das Ergebnis eines unbefugten Zugriffs von jemandem mit Zugang zu den Anmeldeinformationen des Kontos sein. Die fraglichen Tweets stimmen nicht mit dem üblichen Inhalt überein, der von diesem Konto gepostet wird, und scheinen nicht mit dem qualitätsbewussten Wortlaut übereinzustimmen (...)“, soll es heißen.

Steckt Amazon-Chef Bezos selbst dahinter?

Andere gehen davon aus, dass Jeff Bezos persönlich die Mini-Kampagne beauftragt hat. Amazon hat sich nicht weiter dazu geäußert. Ob die Tweets Amazons Image positiv beeinflussen, ist mehr als fraglich, wie Tausende kritische Reaktionen anderer Twitter-Nutzer zeigen. Der News-Account von Amazon hat außerdem nur 174.000 Follower, Bernie Sanders allein hat auf dem Netzwerk 12,1 Millionen Fans.