Die Gewerkschaft Verdi hat zum aktuell stattfindenden Prime Day zu Streiks an mehreren Amazon-Standorten aufgerufen.
Mit einer coronabedingten Verzögerung von rund drei Monaten findet aktuell der Amazon Prime Day statt. Wie auch schon im vergangenen Jahr dauert das Verkaufsevent 48 Stunden, die zahlreichen rabattierten Angebote führen bekanntermaßen zu deutlich höheren Bestellmengen und Umsätzen auf dem Marktplatz.
Schon in der Vergangenheit nutzten Kritiker, Gewerkschaften und Umweltaktivisten die erhöhte Aufmerksamkeit, die Amazon dieser Tage zuteil wird, um etwa die Arbeitsbedingungen im Unternehmen oder Umweltprobleme in den Fokus zu rücken. Dies gilt auch für den aktuellen Prime Day: Zum Aktionsbeginn hat die Gewerkschaft Verdi Amazon-Mitarbeiter zu Streiks aufgerufen. Betroffen seien die Standorte in Leipzig, Bad Hersfeld, Rheinberg, Werne, Graben bei Augsburg und Koblenz.
Verdi fordert mehr Geld für Zusatzbelastung durch Corona
Verdi fordert mehr Gehalt für die Angestellten, insbesondere angesichts der Zusatzbelastungen durch die Coronakrise: „Die Beschäftigten legen seit Beginn der Corona-Pandemie Höchstleistungen an den Tag, oft ohne hinreichenden Schutz“, so Orhan Akman, Verdi-Bundesfachgruppenleiter für den Einzel- und Versandhandel in einer Mitteilung der Gewerkschaft.
Im März, kurz nach Beginn der Pandemie, hatte Amazon den Lohn der Mitarbeiter weltweit von 15 auf 17 US-Dollar pro Stunde angehoben – stellte diese Bonuszahlungen zum Juni aber wieder ein. Verdi zufolge könne sich Amazon die Zulage allerdings leisten, sie sollte „in einem ersten Schritt in eine dauerhafte tariflich abgesicherte Gehaltserhöhung für alle umgewandelt werden. Denn die Beschäftigten erwirtschaften durch Höchstleistung den Gewinn des Unternehmens“, so die Forderung. Eine im September eingeführte Lohnerhöhung von 1,8 Prozent sei nicht ausreichend, mit dieser habe sich Amazon lediglich „an den tarifvertraglich vereinbarten Einkommenssteigerungen im Einzelhandel orientiert.“ Deshalb halte die Gewerkschaft daran fest, dass Tariflöhne allgemein verbindlich werden sollten. Das würde etwa Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld regeln.
Amazon: „Die Pakete kommen pünktlich“
Amazon befürchte indes aufgrund des aktuellen Streiks keine negativen Folgen für den Versand der Bestellungen am Prime Day. „Die Pakete kommen pünktlich zu den Kunden, wir sehen keine Auswirkungen der Streiks“, erklärte ein Unternehmenssprecher laut Heise.
Generell lehnt das Unternehmen es zudem ab, für die Angestellten einen Einzelhandelstarifvertrag einzuführen. Die Begründung: Die Mitarbeiter würden Tätigkeiten ausführen, die weniger dem Einzelhandel sondern der Logistik zugeordnet werden können.
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Habe gestern ein paar Dinge bei Amazon bestellt, sind am gleichen Tag schon ausgeliefert.
Gegen die europaweit integrierte Amazon-Logistik hat ver.di keine Chance.
Wenn im Versandzentrum A gestreikt wird, liefern halt andere.
Auch wenn es schwer fällt das zu akzeptieren:
die Amazon Logistik-Mitarb eiter sind nur noch die Hände und Füße der Logistik-Softwa re, eigene individuelle intellektuelle Leistungen werden i.d.R. da nicht mehr benötigt.
Und sie sind einfach ersetzbar durch Roboter, wie das in einigen Logistik-Zentre n schon praktiziert wird.
ver.di läuft hier die große Gefahr, wie damals bei Schlecker, die Mitarbeiter um ihre Jobs zu streiken.
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