Die britische Gewerkschaft GMB kritisiert die steigenden Unfallzahlen in Amazon-Warenhäusern und sammelt Stimmen für eine Petition.

Die Arbeit in den jeweiligen Amazon-Lagern ist hart: Immer wieder gibt es Berichte über die stressigen Bedingungen und auch den Druck, den der E-Commerce-Riese auf seine Mitarbeiter ausübt. Auch im Vereinten Königreich regt sich jetzt Protest: Die Gewerkschaft GMB kritisiert steigende Unfallzahlen in den Amazon-Lagern und fordert ein Einschreiten des britischen Parlaments, wie der Guardian berichtet.

Die Zahl der Unfälle in Amazon-Lagern ist in den vergangenen Jahren gestiegen, insgesamt gab es seit 2016/2017 demnach 622 gemeldete Unfälle. Die Zahl ist von 152 auf 230 bis zu 240 Unfälle im Jahr 2018/2019 gewachsen. Die britische Gewerkschaft GMB (General, Municipal, Boilermakers and Allied Trade Union) hat die Statistiken im Rahmen des Freedom of Information Act (entspricht dem deutschen Informationsfreiheitsgesetz) erhalten.

Britisches Parlament soll Amazon-Lager untersuchen

„In meinen 30 Jahren in der Arbeitswelt kann ich mich nicht erinnern, dass irgendein Unternehmen so viele Verletzungen bei seinen Mitarbeitern verzeichnet hat“, kritisiert auch Jack Dromey, Abgeordneter von Birmingham Erdington. „Amazon gibt vor, ein Unternehmen des 21. Jahrhunderts zu sein. Es verhält sich aber wie ein Mühlenbesitzer des 19. Jahrhunderts. Jeff Bezos sollte vom Parlament für seine Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden“, fordert der Parlamentarier. Auch andere Abgeordnete üben Kritik und fordern einen Untersuchungsausschuss.

Ein Fall aus der Statistik: Ein selbständiger Unternehmer verlor in einem Londoner Amazon-Lagerhaus nach einer Kopfverletzung das Bewusstsein und stand kurz vor einem Atemstillstand. Die Ursache für den Unfall waren überfüllte Sortierkörbe. Es sei nicht gelungen, eine sichere Arbeitsumgebung zu schaffen, heißt es in dem Unfallbericht.

Mick Rix von der Gewerkschaft GMB kritisiert auch die Schönfärberei des Online-Riesen: „Amazon gibt Millionen für PR-Kampagnen aus, um die Menschen davon zu überzeugen, dass seine Lagerhäuser großartige Arbeitsstätten sind. Aber die Fakten sind für alle sichtbar – die Dinge werden immer schlimmer.“

Das sagt Amazon zu den Vorwürfen in UK

Amazon weist die Vorwürfe zurück. „Amazon ist ein sicherer Ort zum Arbeiten. Wieder einmal scheinen unsere Kritiker entschlossen zu sein, ein falsches Bild davon zu zeichnen, wie es ist, für Amazon zu arbeiten. Sie wiederholen immer wieder die gleichen sensationellen Behauptungen“, erklärte ein Sprecher des Unternehmens. Jeder sei eingeladen, sich selbst ein Bild von den Bedingungen in den 50 britischen Lagerhäusern zu machen. 

Auf ihrer Webseite sammelt die Gewerkschaft unterdessen Stimmen für eine Petition und zeigt in einem Online-Spiel, wie es wäre, in einem Amazon-Lager zu arbeiten. „Das Spiel macht Spaß und ist interaktiv, hat aber durchweg eine ernsthafte Botschaft: Niemand sollte Angst haben, die Arbeit im Krankenwagen zu verlassen. Denn das ist die Realität, mit der die Arbeiter bei Amazon konfrontiert sind.“