Auf Amazon könnte Ärger zukommen. Das Bundeskartellamt hat eine Überprüfung angekündigt. Dabei geht es um die Gefahr, dass der freie Wettbewerb in Schieflage gerät. 

Kaum jemand vermag es wohl, alle Aktivitäten, Dienstleistungen und Services von Amazon aufzuzählen. Dazu sind die Prozesse viel zu umfassen, viel zu komplex, viel zu verstreut und laufen manchmal sogar unter dem Radar der Öffentlichkeit. So ist Amazon beispielsweise zugleich

*  Händler

*  Marktplatz (sowohl für End- als auch Geschäftskunden)

*  Cloud- und Streaming-Anbieter

*  E-Book-Plattform

*  Verleger

*  Hersteller und Eigner zahlreicher Eigenmarken

*  Lieferdienst, Logistiker und Fulfillment-Anbieter

*  Zahlungsdienstleister

*  Forscher u. a. in Sachen Technik und künstlicher Intelligenz

*  StartUp-Förderer

*  Spendensammler

*  und und und …

Dass Amazon in den vergangenen Jahren eine schier unermessliche Marktmacht aufgebaut hat und Händlern, Dienstleistern und anderen Konkurrenten das Fürchten gelehrt hat, davon können Brancheninsider ein Lied singen. – Und dennoch schien eine Ankündigung aus der Wirtschaftwelt jüngst wie eine Bombe zu platzen:

Das Bundeskartellamt will sich Amazon „genauer anschauen“!

Dies verkündete Kartellamtschef Andreas Mundt gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Wie Finanznachrichten.de meldet, geht es dabei auch um mögliche Einschränkungen des Wettbewerbs, die Amazon durch seine Marktmacht vornimmt:

Denn während Amazon selbst als Händler auftrete, betreibe der Konzern auch „eine bedeutsame elektronische Plattform für dritte Einzelhändler“, wird Mundt zitiert. „Wir sprechen hier von Hybridplattformen. Bei solchen Plattformen besteht immer auch ein gewisses Potenzial für eine Wettbewerbsbehinderung der anderen Händler auf der Plattform. Uns liegen hierzu auch Beschwerden vor. Wir wollen uns daher diesen Teil des E-Commerce genauer anschauen.“

Einzelheiten zum Vorgehen dieser Prüfung wurden dabei nicht genannt. „Zu gegebener Zeit könnten wir uns aber auch bestimmte Aspekte der E-Commerce-Plattformen im Rahmen eines Verfahrens anschauen.“

Huch, wo kommt denn auf einmal die ganze Marktmacht her?

Den ein oder anderen Brancheninsider könnten die jüngsten Äußerungen durchaus verwundern, wenn von einem „gewissen Potenzial“ gesprochen wird, dass der Markt in Schieflage gerät. Wenn Mundt laut Internet World sagt, dass „das gegenwärtige Wachstum im Online-Handel […] zu einem sehr großen Teil zugunsten von Amazon“ gehe, dann ist dies weder ein Geheimnis noch eine Neuerung.

Händler klagen seit Jahren über den massiven Wettbewerbsdruck und die Verdrängung kleiner Branchenteilnehmer. Der Druck forderte bereits zahlreiche Opfer, die ihre Geschäfte ob der gewaltigen Marktmacht schließen mussten. Und eins sei dazu gesagt: Überraschend war das nicht!

Amazon ist seit seiner Gründung Mitte der 90 kontinuierlich gewachsen. Ein solches gigantisches Konzern-Universum lässt sich nicht von heute auf morgen aus dem Boden stampfen. Und Kritik am vermeintlich unkontrollierten Wachstum dieser Macht – und speziell der Prozesse auf dem Amazon-Marktplatz – gibt es seit jeher! Eine Untersuchung dürfte daher in den Augen vieler längst überfällig sein. Aber manche Dinge scheinen eben erst ein gewisses Eskalationsniveau zu brauchen, um in Angriff genommen zu werden.