Ein Amazon-Fahrer verursachte vergangene Woche in Nordwales einen Glätteunfall. Die Schuld dafür sieht er beim Versandhändler und dessen schier unmöglichem Arbeitspensum.

Die Zeit rennt, der Wagen ist voller Pakete und noch unzählige Stopps liegen vor einem – Diese Gefühlslage soll ein Amazonfahrer letzte Woche durchlebt haben, als er seinen Transporter durch die glatten Straßen von Nordwales navigierte. Um sein straffes Arbeitspensum zu schaffen, sei er nach eigenen Angaben „deutlich schneller gefahren, als es die Wetterbedingungen zugelassen haben“. Promt baute er einen Unfall bei dem sich sein Fahrzeug überschlug. Zwar kam der Fahrer, der unerkannt bleiben möchte, mit dem Schrecken davon, für den Unfall hat er aber einen ganz klaren Schuldigen: Amazon.

„Ich bin nicht gerast [...] aber hatte eine Menge Pakete zuzustellen“, sagte er gegenüber dem Liverpool Echo. „Ich würde nicht sagen, dass ich mein Leben aufs Spiel gesetzt habe, aber es war ein Faktor.“

Arbeitsbelastung bringt Zusteller in Gefahr

Der anonyme Fahrer kritisiert vor allem die Anforderungen, die Amazon an seine externen Mitarbeiter stellt und berichtet von 200 Paketen und an die 150 Stopps, die oft nur mit einer 12-Stunden-Schicht zu schaffen seien. Da die Zusteller allerdings als Selbstständige über eine Drittfirma angestellt sind, werden sie pro Tag und nicht pro Stunde bezahlt. Wie der Fahrer selber berichtet, soll er pro Tag £110, umgerecht rund 125 Euro, bekommen.

„Es ist eine Herausforderung. Manche Fahrer sind sehr gestresst und müssen stets an allen Ecken und Enden Zeit einsparen. Sie müssen die Pakete einfach an der Türschwelle ablegen und weiterfahren. Wenn man es ordentlich machen will, dauert es weitaus länger als zehn Stunden am Tag“, so der 42-jährige Unfallfahrer.

Amazon wehrt sich gegen die Vorwürfe

Wie der Zusteller sagt, soll er am betroffenen Tag zwar weniger Pakete als gewöhnlich gehabt haben, die schlechten Wetterbedingungen und das dennoch hohe Arbeitspensum hätten allerdings zum Unfall beigetragen. Amazon hingegen wehrt sich gegen die Vorwürfe und betont in einem Statement, man sei froh, dass es dem Fahrer gut gehe. Außerdem achte das Unternehmen stets darauf, dass Mitarbeiter von unabhängigen Zustellerfirmen „fair entlohnt und mit Respekt behandelt werden, jeglichen Straßenvorschriften folgen und sicher fahren.“ Außerdem betont der Online-Riese, dass Fahrer „nach eigenem Tempo zustellen, Pausen nach dem eigenen Ermessen einlegen sowie vorgeschlagene Routen frei wählen oder selber zusammenstellen“ können. 

Der betroffene Fahrer verteilt seit November letzten Jahres Pakete für Amazon, sei nach dem Unfall aber noch immer sehr verängstigt.