Dem Versandriesen Amazon droht jetzt mächtig Ärger. Es geht um Verstöße gegen die Mitarbeiterrechte in einem Werk in Winsen. Es soll bereits ein Kontrollverfahren eingeleitet worden sein.

Amazon steht aufgrund seiner Arbeitsbedingungen immer wieder am Pranger. Erst kürzlich hat Verdi eine neue Streikrunde ausgerufen und in der englischen Presse wurde vor wenigen Wochen eine Undercoverstory eines Reportes des Mirrors veröffentlicht, der fünf Wochen für den Versandriesen arbeitete. Nun muss Amazon wahrscheinlich doch mit Konsequenzen rechnen. Wie Recherchen des Politikmagazins "Panorama 3" des NDR ergaben, verstößt Amazon in seinem Werk in Winsen (Luhe) gegen Mitarbeiterrechte und den Datenschutz.

In dem hochmodernen Lager werden jegliche Arbeitsschritte der Mitarbeiter registriert. Dies soll dabei helfen, "den Mitarbeitern bei der Ausführung ihrer Aufgaben und bei der akkuraten, pünktlichen Zustellung von Kundenbestellungen", betont Amazon auf Anfrage des NDR.

Landesbeauftragte für Datenschutz schaltet sich ein

Allerdings werden diese Daten ebenfalls für die Leistungskontrolle jedes einzelnen Angestellten genutzt, beispielsweise der Anzahl von Arbeitsschritten und das Erreichen der Zielvorgaben. Jetzt soll sich nach Angaben des NDR sogar die Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen, Barbara Thiel, eingeschaltet und ein aufsichtsbehördliches Kontrollverfahren eingeleitet haben. "Das ist eine Leistungskontrolle, wenn z.B. die Arbeitsgeschwindigkeit erfasst wird. Eine solche Leistungskontrolle ist in der Regel unzulässig, wenn quasi jeder Handgriff überwacht und ausgewertet wird", sagt sie zu den Recherchen des NDR. Amazon muss zu den Vorwürfen in den kommenden Tagen nun Stellung nehmen.

Überwachung auf Schritt und Tritt?

Wie der Norddeutsche Rundfunk weiter berichtet, sollen Kameras in fast allen Bereichen des Lagers die Mitarbeiter auf Schritt und Tritt überwachen. Die Videoüberwachung im Bereich der Spinde rechtfertigt Amazon damit, dass man Diebstähle vorbeugen will. Im restlichen Teil des Lagers gebe es nach Angaben des Versandhändlers allerdings keine Kameraüberwachung. Arbeitsrechtler Hajo Köhler betont, eine derartige Vorgehensweise wäre "ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht, der unverhältnismäßig ist und damit unzulässig." Bis kommende Woche hat Amazon Zeit, auf das aufsichtsbehördliche Kontrollverfahren zu reagieren.

Der gesamte Bericht des NDR kann an dieser Stelle abgerufen werden.