Nicht viele schaffen es, Jeff Bezos zu einem Interview zu überreden. US-Podcaster Lex Fridman stand Bezos nun Rede und Antwort.

Kurz und knapp, eine knackige Power-Point-Präsentation, jeder bereitet einen Pitch vor, rein digital oder nur persönlich – die Tipps rund um das perfekte Meeting gehen je nach Quelle in die verschiedensten Richtungen. Im Podcast des russisch-amerikanischen Informatikers und Podcasters Lex Fridman sprach jetzt Jeff Bezos über seine Erfolgsformel zum perfekten Meeting.

Mit „chaotischen“ Meetings zum großen Durchbruch

Im über zweistündigen Gespräch spricht Bezos neben seiner beruflichen Laufbahn und den Wundern der Physik auch über Amazon, Blue Origin und wie er es schafft, produktiv zu bleiben. Dabei verblüfft er Fridman direkt mit dem Eingeständnis, gar nicht so einen exakten Tagesablauf zu verfolgen. Stattdessen sei Bezos ein großer Fan des „Umherwanderns“ – ganz gleich ob physisch oder gedanklich.

Und dieses Umherwandern wünscht er sich dabei – zumindest im begrenzten Rahmen – auch in seinen Meetings. Diese folgen dabei zunächst dem folgenden Grundrezept:

  1. Das Meeting muss stets gut vorbereitet sein
  2. Initiator:innen schreiben vorab ein sechsseitiges Memo 
  3. Zu Meeting-Beginn 30 Minuten Lesezeit
  4. Danach wird diskutiert. Den Anfang macht dabei das rangniedrigste Mitglied.

Statt wie große Business-Coaches und Theoretiker verpflichtet sich Bezos dabei keinem strikten Zeitplan. Die Diskussion solle es allen Teilnehmenden ermöglichen, ihre Gedanken zum Thema zu äußern. Durch „chaotische“ Meetings, so Bezos, erreiche man die größten Durchbrüche.

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Wichtigste Grundlage: das sechsseitige Memo

Das Herzstück der Theorie stellt dabei jedoch das Memo dar. Dieses müsse „knackig und voll Klarheit sein, wie Engelsgesang vom Himmel“. Das Schreiben eines Memos verlange dessen Autor:in dabei deutlich mehr ab, als beispielsweise eine Power-Point-Präsentation. Eine solche zu erstellen sei vor allem für den/die Autor:in einfach und schnell – für das Publikum meist jedoch schwerer zu verfolgen.

Beim Memo-Schreiben soll sich die Meeting-führende Person im Vorfeld konkrete Gedanken machen und diese ordentlich strukturiert darbieten. Die geschriebene Form zwinge dabei dazu, das Beste zu geben. Schließlich müsse man im Rahmen des Meetings zusehen, wie andere den Text lesen. Wirre Gedankengänge würden dabei schnell enttarnt. 

Auf die Frage, warum Bezos die Memos nicht im Vorfeld des Meetings versenden und von allen durchlesen ließe, hat er dabei eine klare Antwort: „Niemand hat die Zeit dazu!“ Auf diese Weise würden Leute im Meeting sitzen und so tun, als hätten sie es gelesen, auch wenn dies gar nicht der Fall wäre.

Stattdessen würde das gemeinsame Lesen für genau diesen Prozess ein Zeitfenster schaffen. So sei sichergestellt, dass zu Beginn der Diskussion wirklich alle auf dem gleichen Kenntnisstand seien. 

Power-Point ist ein Verkaufs-Tool

Vom beliebten Präsentationstool Power-Point zeigt sich Bezos eher weniger begeistert. Dabei spricht er ihm nicht gänzlich seine Daseinsberechtigung ab, betont aber, dass das Programm eher dafür geschaffen wurde, um von Ideen zu überzeugen. Es sei vorrangig ein Verkaufs-Tool. 

Meetings stellen in seiner Weltsicht aber eher ein Mittel zur Wahrheitsfindung dar. Es geht nicht darum, alle von einem Fakt zu überzeugen, sondern darum, deren Meinungen einfließen zu lassen. Deswegen kommen in der Diskussion auch stets die rangniedrigsten Mitglieder zu Wort. Das soll sicherstellen, dass diese ihre wahre Meinung äußern, ohne durch die Meinung einer Autoritätsperson vorgeprägt zu sein. 

Ein weiterer Bonuspunkt von Bezos' Strategie ist ferner, dass in Power-Point-Präsentationen traditionell Zwischenfragen kommen, welche letztlich wenige Folien später beantwortet worden wären. Durch das gemeinsame Lesen des vorliegenden Memos spart man sich zeitaufwendige Zwischenfragen und ist letztlich effizienter.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

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