Ist Jeff Bezos ein Weltverbesserer? Soziologen haben untersucht, was die Tech-Milliardäre der Welt für Einstellungen haben. 

Was haben Jeff Bezos, Elon Musk, Mark Zuckerberg und andere Chefs großer Tech-Firmen – neben unfassbarem Reichtum – gemeinsam? Sie prägen mit ihren jeweiligen Unternehmen nicht nur bestimmte Teile der Wirtschaftswelt, sondern sind so auch politisch und gesellschaftlich einflussreich – das war für ein internationales soziologisches Forscherteam Anlass, die Einstellungen und Meinungen dieser High-Tech-Superreichen genauer unter die Lupe zu nehmen, wie Business Insider berichtet. Dabei ging es unter anderem um eine mögliche gemeinsame Weltsicht dieser Elite, die „Mission“ der Firmenchefs sowie deren Verhältnis zu Demokratie.

Eliteforschung zu superreichen Gründern von Tech-Konzernen

Dafür haben die beiden deutschen Wissenschaftlerinnen Hilke Brockmann von der Jacobs University Bremen und Wiebke Drews von der Bundeswehr-Universität München gemeinsam mit John Torpey von der City University New York eine Studie durchgeführt. Dafür haben sie aus der entsprechenden „Forbes“-Liste die 100 reichsten Menschen der Tech-Welt untersucht, darunter unter anderem die Gründer bzw. Chefs der großen Tech-Konzerne wie Amazon, Apple, Facebook, Google, IBM und Microsoft in den USA sowie Alibaba, Baidu, Huawei und Tencent in China. In ihrer Analyse haben sie unter anderem die Aussagen der Personen und die Nutzung bestimmter Schlüsselbegriffe auf Twitter und Webseiten untersucht und mit anderen Gruppen wie „normalen“ Twitter-Nutzern oder anderen Milliardären, die nicht im Tech-Bereich tätig sind, verglichen.

Das denken die Chefs von Amazon und Co.

Das sind die wichtigsten Erkenntnisse über die Denkweisen superreicher Gründer wie Jeff Bezos: 

  • Die Tech-Elite bildet mit vielen gemeinsamen Einstellungen quasi eine eigene Klasse. Ihre Sicht ist vor allem durch Leistungsbezogenheit und Zukunftsoptimismus geprägt.

  • Die superreichen Chefs von Tech-Giganten wie Amazon und Co. wollen noch mehr als andere Milliardäre und Unternehmer vor allem „die Welt verbessern“. „Die Tech-Elite scheint tatsächlich starke, positive Gefühle gegenüber der Idee zu haben, 'die Welt zu einem besseren Ort zu machen'“, heißt es.

  • Zu dem untersuchten Aspekt Demokratie gab es keine klaren Erkenntnisse. Die Autoren verweisen jedoch auf ihre Hypothese, dass die Tech-Chefs ein „widersprüchliches Verhältnis zur Demokratie haben“. Denn Markterfolg und finanzieller Reichtum brächten tendenziell Weltanschauungen und wohl auch Aktivitäten mit sich, die die demokratische Vertretung umgehen. 

Die Autoren verweisen bei letzterem Aspekt allerdings auch auf mögliche Fehlerquellen: „Wir wissen nicht, ob es sich bei der Leugnung einer Beziehung zwischen Demokratie und Geld durch die Tech-Elite um strategische Kommunikation handelt oder um ihre tatsächliche Überzeugung.“

Das Fazit der Forscher: „Basierend auf diesen Ergebnissen kommen wir zu dem Schluss, dass die Tech-Elite als eine ,Klasse für sich' im Sinne von Marx betrachtet werden kann – eine soziale Gruppe, die bestimmte Weltanschauungen teilt, was in diesem Fall eine meritokratische, missionarische und inkonsistente demokratische Ideologie bedeutet.“

Ursprünglich hatten die Wissenschaftler geplant, die betreffenden Superreichen auch mit Fragebögen zu interviewen – allerdings antwortete nur einer der Befragten.

Über den Zusammenhang von Macht und Persönlichkeit hat OnlinehändlerNews auch schon bei Jeff Bezos sinniert.