Jeff Bezos verzahnt immer stärker Amazon mit der Washington Post. Offenbar mit Erfolg, denn es werden wieder neue Mitarbeiter eingestellt.

Es ist eine Weile vergangen, seitdem Amazon-Chef Jeff Bezos im August 2013 die altehrwürdige US-Zeitung Washington Post für 250 Millionen US-Dollar – aus privatem Kapital – gekauft hat. Ein ausführlicher Hintergrundartikel beschäftigt sich jetzt mit der Frage: Was hat Jeff Bezos bis jetzt erreicht?

Die Washington Post auf den Spuren von Amazon

Eines ist sicher: Jeff Bezos hat die Zeitung vor dem Untergang bewahrt, als er sie von den ursprünglichen Eigentümern, der Graham Familie, kaufte. Doch was ist seitdem passiert?

 

Wie Isabell Hülsen schreibt, wussten nicht mal die Mitarbeiter der Washington Post selbst, was Jeff Bezos zu Beginn vorhaben würde. Er habe von den Mitarbeitern verlangt, im Großen zu denken: Wie wird die digitale Zeitung der Zukunft in zehn, zwanzig Jahren aussehen?

 

Jeff Bezos würde laut Hülsen die Washington Post im Stile von Amazon führen. Jedes Projekt, das der Zeitung ein Millionenpublikum bringen könnte, werde von Bezos finanziert. Neu ist, dass Bezos im Vergleich zu seinen Vorgängern nicht mehr von Lesern, sondern von Konsumenten spricht. Der Chefredakteur Martin Baron tue es ihm inzwischen gleich.

Großer Zuwachs an Lesern dank Bezos

Und inzwischen stelle die Washington Post sogar wieder Mitarbeiter ein, nachdem es vor der Einstellung von Bezos noch zu zahlreichen Entlassungen gekommen war. Eines der Projekte unter Jeff Bezos war zum Beispiel die Öffnung der Washington Post für meinungsbetonte Gastartikel prominenter Personen. Ein innerhalb der Zeitung nicht unumstrittenes Vorhaben, was sich offenbar aber als erfolgreich erwiesen hat. Insgesamt hatte der Internetauftritt der Washington Post im September 2014 rund 42 Millionen Besucher. Damit stieg der Wert um 47-Prozent im Vergleich zum Vorjahr, ein Erfolg den sich Jeff Bezos auf die Fahne schreiben kann.

 

Neben der finanziellen Unterstützung eigener Projekte der Washington Post, arbeitet Jeff Bezos auch daran, die Zeitung mithilfe von Amazon weiter aufzubauen. So wird zum Beispiel die neu entwickelte App der Washington Post automatisch auf Amazon Kindle Reader installiert und die Amazon-Kunden erhalten sogar sechs Monate lang kostenlos den vollen Zugriff auf die Washington Post-App. Weitere sechs Monate kosten die Amazon-Kunden nur 1 US-Dollar. Ein klarer Versuch von Jeff Bezos, die Leserzahl der Washington Post mit allen Mitteln zu steigern.

 

Doch das führt zu einer Kritik von Isabell Hülsen, die seit dem Anfang von Jeff Bezos in der Washington Post kursiert: Wie weit kann sich die Washington Post Amazon anpassen, ohne ihre journalistische Identität zu verlieren?