Amazon will mit seiner Eigenmarke „Amazon Commercial“ nun auch den B2B-Bereich erobern. 

Zuletzt mischten sich auf dem deutschen Amazon-Marktplatz immer mehr neue Marken ins Angebot, bei denen oft nicht gleich klar war, dass sie direkt von Amazon stammen, wie etwa das Kindermodelabel „Red Wagon“ oder Möbel von „Movian“ und Co. In den USA hat Amazon mit seiner Eigenmarke „Basics“ unter anderem das Batterie-Geschäft heftig durcheinander gewirbelt. 

Jetzt bietet der Online-Riese auch im Business-to-Business-Bereich die erste eigene Marke an und startet mit „Amazon Commercial“ zunächst unter anderem den Verkauf von Toilettenpapier, Papierhandtüchern und Kosmetiktüchern, wie adage berichtet. „Amazon Commercial schafft mit professionellen und kostengünstigen Produkten Nutzen für Unternehmen“, so der Werbeslogan auf der Seite. Weitere Produkte sollen folgen, aus welchen Bereichen ist aber unklar.

Darum warnen Experten vor Amazons Eigenmarken

Wie in vielen anderen Märkten auch, in die Amazon eintritt, dürfte die Konkurrenz jetzt aufgeschreckt sein. Denn der Online-Riese kann durch seine bloße Finanzkraft nicht nur die Preise drücken, sondern hat als Marktplatz-Betreiber auch die volle Transparenz über die Daten aller teilnehmenden Händler – wie zum Beispiel auch über deren bestverkaufte Produkte. „Amazon wird einen Weg finden, diese Produkte für weniger Geld zu beziehen oder, wo immer möglich, eine eigene Version zu produzieren“, sagt Sucharita Kodali, Analystin bei Forrester Research. 

Amazon Commercial
© Amazon Commercial Screenshot

Amazon redet sich bewusst klein

Wegen dieses Umgangs mit den höchst sensiblen Daten ermittelt die EU auch gerade gegen Amazon. In den USA musste Amazon vor kurzem zu einer Anhörung in den Justizausschuss – auch dort ging es um den Interessenkonflikt, auf seinem eigenen Marktplatz gleichzeitig als Händler aufzutreten. Amazons Rechtsberater Nate Sutton beschwichtigte: „Privatmarken sind ein Bereich, in dem wir offen gesagt hinter vielen unserer Wettbewerber im Einzelhandel zurückbleiben, die 20 bis 80 Prozent ihrer Produkte als Privatmarken anbieten, wo wir nur im niedrigen einstelligen Bereich sind.“ Und Amazon spielte den Ball außerdem an die Nutzer weiter. „Wir bieten gelegentlich Eigenmarken an, weil wir denken, dass dies den Kunden hochwertige und preiswerte Artikel bringt und weil die Kunden das verlangen“, erklärte Sutton. 

Und um die Kunden ein bisschen mehr auf seine Eigenmarken aufmerksam zu machen, scheut sich Amazon auch nicht vor unfeinen Methoden: Im Februar wurde bekannt, dass der Marktplatz auf der Webseite direkt nach bezahlten Anzeigen anderer Unternehmen prominent seine Eigenmarken bewarb – mit deutlich günstigeren Preisen.