In Indien soll Marihuana über Amazons lokalen Marktplatz verkauft worden sein. Ob und inwieweit auch Führungskräfte des Konzerns involviert sind, darüber besteht Uneinigkeit.

Auf seinem indischen Online-Marktplatz hat Amazon offenbar Probleme mit Drogengeschäften. Bereits Mitte November seien zwei Männer im Bundesstaat Madhya Pradesh von der Polizei festgenommen worden, bei denen 20 Kilogramm Marihuana gefunden wurden. Die Männer sollen die lokale Website von Amazon India genutzt haben, um das Rauschgift in andere indische Bundesstaaten zu liefern und es dann weiter zu schmuggeln. 

Um den Handel über die Plattform betreiben zu können, sei das Marihuana nicht als solches, sondern unter der Bezeichnung Steviablätter vertrieben worden, die etwa als Zutat für Teemischungen oder verarbeitet als Süßstoff Verwendung finden. Die Polizeibehörde geht laut Schätzungen von rund 1.000 Kilogramm Marihuana aus, die mit einem Wert von rund 148.000 US-Dollar über den Online-Marktplatz verkauft worden seien.

Berichte: Polizei soll Klage gegen Amazon-Führungskräfte erhoben haben

Wie die internationale Nachrichtenagentur Reuters berichtet, habe die indische Polizei am Samstag mitgeteilt, dass sie Klage gegen leitende Angestellte des lokalen Amazon-Marktplatzes erhoben habe. Sie sollen in den Marihuana-Schmuggel involviert gewesen sein und somit gegen geltende Betäubungsmittelgesetze verstoßen haben.

Wie viele Amazon-Führungskräfte genau beschuldigt würden, ist nicht bekannt. Allerdings seien die entsprechenden Manager im Vorfeld der Anklage zum Rauschgift-Schmuggel über den Marktplatz befragt worden, wobei es zu Auffälligkeiten aufgrund unterschiedlicher Antworten auf die Polizeifragen gekommen sei.

Konzern sichert strenge Maßnahmen gegen Händler zu

Auch die Nachrichtenseite TechCrunch vermeldet entsprechende Klagen gegen Führungskräfte von Amazon. Amazon India habe sich dem Portal gegenüber geäußert und dabei auf die „hohe Messlatte für die Einhaltung von Vorschriften“ hingewiesen: Externe Händler seien demnach vertraglich verpflichtet, „alle geltenden Gesetze für den Verkauf ihrer Produkte auf amazon.in einzuhalten. Wir gestatten nicht die Auflistung und den Verkauf von Produkten, die in Indien gesetzlich verboten sind“, wird ein Unternehmenssprecher zitiert.

Amazon sicherte strenge Maßnahmen gegen Verkäufer zu, wenn diese gegen gesetzliche Vorgaben verstoßen. Auch werde man im Rahmen der laufenden Ermittlungen mit den Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten und diese bei ihren Untersuchungen unterstützen. Auf eine mögliche Verstrickung eigener Mitarbeiter wurde im Zuge des Statements offenbar nicht eingegangen.

Amazon dementiert Berichte zu Klagen gegen hauseigene Manager

Gegenüber der deutschen Tech-Website Heise Online bezeichnete Amazon Berichte über eine potenzielle Klage gegen hauseigene Führungskräfte als falsch. „Man wisse von keinen Führungskräften, die Teil der Ermittlungen seien“, heißt es dort. Zwar gebe es Berichte über Dritthändler, gegen die die Behörden ermitteln, diese Meldungen könne man allerdings nicht bestätigen.

Auch laut dem britischen News-Portal BBC habe Amazon entsprechende Meldungen dementiert: „Berichte, nach denen Amazon-Führungskräfte im Rahmen dieses Falles verhaftet oder angeklagt wurden, sind nicht korrekt, und uns ist nicht bekannt, dass Amazon-Führungskräfte in den Ermittlungen genannt wurden“, habe sich das Unternehmen gegenüber der BBC geäußert.

„Amazon toleriert kein Fehlverhalten“

Auf Anfrage hat Amazon gegenüber dem Amazon Watchblog die Berichte über Festnahmen von oder Klagen gegen Mitarbeiter ebenfalls dementiert. „Im Gegenteil: Amazon unterstützt die Ermittlungen weiterhin“, heißt es in dem Statement, das uns auf Englisch vorliegt. „Es gehört zur Unternehmenspolitik von Amazon, den Strafverfolgungsbehörden im Falle eines böswilligen Akteurs, der auf dem Amazon.in-Marktplatz tätig ist, volle Unterstützung zu gewähren. Wir haben Informationen, die die Strafverfolgungsbehörden für ihre Ermittlungen in diesem Fall benötigen, weitergegeben und werden dies auch weiterhin tun. Amazon toleriert kein Fehlverhalten und geht streng gegen Einzelpersonen oder Dritte vor, die gegen unsere Richtlinien oder geltende Gesetze verstoßen.“

Sowohl Händler, die über die Online-Marktplätze von Amazon verkaufen, als auch Lieferpartner, Dienstleister sowie entsprechende Mitarbeiter seien „vertraglich verpflichtet, alle geltenden Gesetze einzuhalten“.