Ein Online-Händler erhebt Vorwürfe gegen Amazon: Der E-Commerce-Riese biete auf seinen europäischen B2B-Marktplätzen Gesichtsmasken zum Schutz vor Corona an, die nicht den gesetzlichen Bedingungen entsprechen. Daher hat er sogar vor der  Europäischen Kommission Beschwerde eingereicht.

Krisen bieten meist auch eine Chance für Geschäfte. Auf den Online-Marktplätzen stieg der Handel mit Produkten rund um Corona an, darunter auch Masken aller Art, die vor einer Übertragung des Virus schützen sollen. Solche Masken müssen, wenn sie zu medizinischen Zwecken eingesetzt und in Europa verkauft werden, verschiedenen rechtlichen Vorgaben genügen. Auch Amazon selbst verkauft derartige Schutzmasken, unter anderem auf seinem B2B-Marktplatz Business.

Vorwurf: Nicht-EU-verkehrsfähige Schutzmasken bei Amazon?

Jetzt wirft ein anonymer Online-Händler dem Unternehmen vor, dabei nicht die Bestimmungen einzuhalten – die Masken wären demnach in der EU eigentlich nicht verkehrsfähig. Besonders brisant: Die Abnehmer der kritisierten Produkte sind unter anderem medizinische Einrichtungen wie Krankenhäuser.

Der Online-Händler hatte nach eigener Aussage immer wieder verschiedene zu beanstandende Schutzmasken unterschiedlicher Art auf verschiedenen europäischen Amazon-Marktplätzen und auch in Deutschland gefunden und manche davon auch testweise bestellt. Zwar wären manche der Angebote laut der Artikelbeschreibung zum Beispiel zertifiziert gemäß der EU Norm EN149 (Hinweis der Redaktion: Zertifiziert wird auf Grundlage der PSA (Persönliche Schutzausrüstung)-Verordnung) und entsprächen dem Schutzlevel FFP2. Manche Masken seien jedoch teils nicht geprüft, nicht zertifiziert und/oder nicht korrekt gekennzeichnet. So fehle etwa bei dem nötigen CE-Zeichen zum Teil die Kennnummer der benannten Stelle. Somit dürften diese Masken in der Europäischen Union nicht verkauft werden. Zwischenzeitlich würden derartige Angebote von Masken auch gelöscht werden, dann aber immer wieder auftauchen, so der Händler. 

Diese Corona-Schutzmasken auf Amazon stehen in der Kritik

Aktuelle Beispiele in Deutschland seien etwa diese angebotenen Masken: Staroon, FFP2/ KN95 und Tomashi KN95/FFP2. So liege bei der Tomashi-Maske zwar eine nötige und in diesem Fall gültige sogenannte Konformitätsbewertung der Dekra vor. Laut dem Händler dürfte aber diese als „Corona-Pandemie-Atemschutz“ (CPA) temporär zugelassene Maske nicht als FFP-Maske beworben werden. Die Aussage „Entspricht der europäischen Norm: EN149: 2001 + A1: 2009“ in der Artikelbeschreibung sei falsch und irreführend. „Diese ominöse Maske kann niemals eine 'FFP2' sein“, erklärt der Händler in einer Mail an Amazon Watchblog.

Auf seinen anderen europäischen Marktplätzen würde Amazon derartige FFP2- Masken gänzlich ohne Kennzeichnung und ohne Zertifikate anbieten – etwa in Spanien, Italien und dem Vereinten Königreich.

Das sagt Amazon zu den Vorwürfen

Wir haben Amazon mit den Vorwürfen konfrontiert. Eine Sprecherin erklärt dazu: „Wir überprüfen alle Artikel, die auf der Amazon Business-Seite 'Covid-19 Versorgungsgüter' angeboten werden. Die Artikel müssen entweder (1.) die EU-Produktanforderungen oder (2.) die EU-Sicherheitsanforderungen an PSA-Produkte (Persönliche Schutzausrüstung) erfüllen. Artikel, die die Punkte (1.) oder (2.) nicht erfüllen, werden nicht angeboten.“

Auch diese Aussage Amazons zweifelt der Händler jedoch an: „Die Artikel müssen sowohl die allgemeinen EU-Produktanforderungen als auch die zusätzlichen speziellen Sicherheitsanforderungen an PSA-Produkte erfüllen.“

Er habe die kritisierten Produkte auch selbst bei Amazon gemeldet, bislang jedoch keine Rückmeldung erhalten. Außerdem hat er bei der bei Europäischen Kommission Beschwerde eingereicht. In dem Brief, der Amazon Watchblog vorliegt, heißt es unter anderem: „Amazon verkauft und versendet aktuell europaweit nicht gekennzeichnete, nicht geprüfte, nicht verkehrsfähige und damit potenziell gefährliche 'FFP2'-Atemschutzmasken. (...) Alle Angebote sind eindeutig rechtswidrig und in der EU nicht verkehrsfähig! (...) Sämtliche Beschwerden und Warnungen werden ihrerseits ignoriert. (...) Amazon hat offenbar kein Interesse, auf Hinweise dieser Art zu reagieren – auch wenn es um die potenziell gefährlichen Produkte und um den Schutz von Leben und Gesundheit geht.“