Ein Selbsttest zeigt, wie viel Amazon-Nutzer von sich preisgeben und was der Mega-Konzern alles über das Leben seiner Kunden weiß.

Wer im Web unterwegs ist, weiß, dass persönlichen Daten die wichtigste Währung der Online-Welt sind. Wie viele Informationen aber große Konzerne wie Amazon wirklich sammeln, auswerten und weitergeben, zeigt der Selbsttest des Journalisten Imre Grimm, der sich seine über ihn von Amazon gespeicherten Informationen hat zusenden lassen. Das Ergebnis: „Erschreckend“.

Jeder Amazon-Nutzer kann eine Datenauskunft anfordern und erhält dann ein gigantisches Datenpaket zum Download, das den Umfang schon andeutet: Der Journalist, der seit dem Jahr 2000 Amazon-Kunde ist, erhielt rund 140 Zip-Ordner an Datenmaterial, darunter neben seinen Amazon-Bestellungen seine Dialoge mit Alexa sowie Einschätzungen zu seiner Person und möglichen Interessengebieten. „Der Datensatz ist erschreckend detailreich“, sagt Imre Grimm.

Einkommen, Kinderfotos – diese Daten hat Amazon 

Einige Beispiele: Anhand der gesammelten Daten kennt Amazon unter anderem die Namen seiner Kinder, den ungefähren Wert seines Hauses, seine Heiz-Art sowie die etwaige Höhe seines Einkommens. Auf den Amazon-Servern liegt auch ein Foto seines Kindes – das er hochgeladen hat, als er das T-Shirt auf dem Foto nochmal kaufen wollte, wie er sagt. Jeder Amazon-Nutzende müsse sich fragen, ob er oder sie aus Bequemlichkeit „intimste Details aus dem Privatleben“ preisgeben wolle, gibt Grimm zu bedenken.

Natürlich speichert Amazon unter anderem auch die eingegebenen Suchbegriffe und Käufe und erstellt daraus ein Kundenprofil für persönliche Werbung und individuelle Produktvorschläge. Dabei liegt der Konzern aber trotz Hightech und Algorithmen nicht immer ganz richtig, wie Grimm aufzeigt: Interesse für Mathebücher, Gemüse und Sport sind wohl falsche Einschätzungen über ihn. 

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So kommt Amazon an die persönlichen Informationen

Amazon erhält die Daten aber nicht nur durch die Eingabe seiner Nutzer und Cookies, sondern auch von werbenden Partnerunternehmen, die ihrerseits Nutzer-Daten mit Amazon tauschen, wie Grimm anmerkt. Er selbst ist so vermeintliche Zielperson von über 200 potenziellen Werbekunden geworden – darunter unter anderem das Unternehmen „Happypo“, das Po-Duschen verkauft. „Ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich höchstens auf eine Werbung der Podusche Happypo reagiert haben kann, weil mich die Unfassbarkeit des Produktes, die schiere Absurdität seiner Existenz getriggert hat, nicht sein Nutzwert. Dennoch ist es Amazon offenbar gelungen, mich auch dieser Firma als potenziellen Kunden anzupreisen“, kritisiert der Journalist. „Nur was ich denke, das weiß Jeff Bezos noch nicht. Es kann nur eine Frage der Zeit sein“, so Grimms dunkle Prognose. 

Datenschützer fordern mehr Transparenz, Löschfristen und Verbote

Auch andere haben derartige Tests mit ihren Amazon-Daten schon gemacht: Die Datenschutz-Aktivistin Katharina Nocun hat 2018 ebenfalls Einsicht in ihre Amazon-Daten-Sammlung bekommen und schon damals mehr Transparenz seitens der Unternehmen, verbindliche Löschfristen und klare Verbote für Überwachung in besonders sensiblen Bereichen gefordert.

So erhalten Sie Ihre gespeicherten Daten von Amazon

Wenn Sie selbst ihre bei Amazon über sie gespeicherten Daten anfordern möchten, können Sie das unter diesem Link tun.  

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