Amazon versucht durch Kurse in US-Highschools Kindern das Weltbild des marktbeherrschenden Riesen aufzudrücken.

Das Schul- und Bildungssystem soll seine Schüler auch zu kritisch denkenden Menschen machen. Immer wieder versuchen jedoch Unternehmen, Einfluss auf die Inhalte zu nehmen. So auch in manchen Highschools der USA, wo Amazon spezielle Kurse sponsert, um dort die „passenden“ Inhalte zu vermitteln, wie Vice berichtet.

Amazon finanziert Highschool-Programm mit 50.000 Dollar

So läuft etwa seit 2019 in der Cajon Highschool in San Bernardino, Kalifornien der Kurs „Amazon Logistics and Business Management Pathway“ – ein Programm, das Schülern Lust auf eine Karriere in der Logistik machen soll. Amazon finanziert demnach den Kurs mit 50.000 US-Dollar, stellt die Materialien und hat auch das Klassenzimmer dafür umgestalten lassen: So stehen an den Wänden etwa Amazons viel zitierte Führungsprinzipien wie Kundenbesessenheit und Co. Schüler können auch Praktika bei Amazon machen. 

Die Schüler arbeiten zu verschiedenen Bereichen, wie etwa Arbeitsmotivation in Unternehmen. In einer Übung sollen sie unter anderem darüber nachdenken, wie man Mitarbeiter noch motivieren kann – außer mit Bonuszahlungen und hohen Gehältern. Das erinnert dann doch sehr an einen von Amazons immer wiederkehrenden Hauptkritikpunkten, der mangelhaften Bezahlung. In anderen Einheiten werden etwa Gewerkschaften und Tarifverhandlungen thematisiert oder der Einfluss Amazons auf die globalen Lieferketten gezeigt.

Amazon an der Schule: „Sehr, sehr wirtschaftsfreundlich“ und „besorgniserregend“

Zwar soll Amazon keinen Einfluss auf den Lehrplan haben, wie Corina Borsuk, Sprecherin des San Bernardino Unified School District, erklärt. Der Lehrplan sei aber „sehr, sehr wirtschaftsfreundlich“, sagt Eric Nilsson, Wirtschaftsprofessor an der California State University, San Bernardino. Er kritisiert auch die Bedingungen des Projekts, wie etwa die Umgestaltung des Klassenzimmers: „Die Schüler sind umgeben von diesen Botschaften, die sogar über der unterschwelligen Ebene liegen.“ Dieser Kontext sei „besorgniserregend“. „Der ganze Sinn eines Wirtschaftskurses besteht darin, die Studenten dazu zu bringen, die Agenda von Unternehmen zu verinnerlichen, und das ist ein großer Teil dessen, was hier vor sich geht“, kritisiert der Professor.

Amazon-Lobbyismus auch an deutschen Schulen

Auch in Deutschland stand Amazon schon wegen ähnlicher Aktivitäten in der Kritik: 2016 wollte Amazon einen Schreibwettbewerb für Schulkinder durchführen, der dann aber von mehreren Bundesländern wie Hessen wegen allzu werblichen Charakters verboten wurde. Der Verein LobbyControl wendet sich gegen den zunehmenden Lobbyismus an deutschen Schulen und fordert von den jeweiligen Bildungsministerien ein umfassendes Werbeverbot an Schulen, eine Monitoringstelle für Unterrichtsmaterialien und höhere Transparenzpflichten.

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