In Amazons Logistiklager in Bad Hersfeld haben sich sechs weitere Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. Die Angestellten kritisieren auch die Schutzmaßnahmen.

Während in Deutschland die Zahl der bestätigten Neuinfektionen abnimmt, werden aus den Amazon-Logistikzentren weitere neue Fälle bekannt. Am Standort FRA3 in Bad Hersfeld soll es sechs neue Fälle geben, wie der Spiegel berichtet. Die Mitarbeiter fürchten, dass das Lager in Bad Hersfeld ein neuer Brennpunkt für die Verbreitung des Virus werden könnte. Die infizierten Kollegen und Kontaktpersonen sind in Quarantäne.

„Wir haben Angst, dass wir ein neuer Corona-Hotspot werden, so wie das UPS-Verteilzentrum in Niedersachsen“, sagte ein Amazon-Mitarbeiter aus Bad Hersfeld. An besagtem UPS-Verteilzentrum in Langenhagen gab es zuletzt 72 bestätigte Coronafälle. Im Amazon-Lager in Winsen an der Luhe hatte es mindestens 53 bestätigte Fälle gegeben.

Problem Schichtwechsel im Amazon-Lager Bad Hersfeld

Das Problem: Die von Amazon auferlegten Schutzmaßnahmen könnten gar nicht überall eingehalten werden, berichten Mitarbeiter. Ein „neuralgischer Punkt“ seien etwa die Umkleidekabinen am Schichtende: „Hier ist es nicht möglich, Abstand zu wahren, selbst wenn man es versucht“, so ein Mitarbeiter. Amazon hatte jedoch ursprünglich erklärt, die Schichtzeiten so angepasst zu haben, dass sich weniger Mitarbeiter begegnen.

Doch durch die Neueinstellungen in der Coronakrise gibt es jetzt auch noch mehr Personal in den Logistikzentren. „Jetzt wird es noch voller“, so die Kritik eines Amazon-Arbeiters. Ein anderer Angestellter bemängelt, dass Amazon in Bad Hersfeld keine Möglichkeit anbiete, sich auf das Coronavirus testen zu lassen. „Jetzt geht die Frage um: Haben sich noch viel mehr von uns angesteckt?“ Insgesamt arbeiten im Amazon-Lager FRA 3 rund 2700 Mitarbeiter. FRA 1, Amazons zweiter Standort in Bad Hersfeld, sei jedoch nicht betroffen, so Amazon-Sprecher Michael Schneider in der Hersfelder Zeitung.

Das sagt Amazon zu den Coronafällen in FRA 3

Amazon macht weltweit keine Angaben zu möglichen Fallzahlen in seinen Werken. Der Online-Riese verweist stets auf seine Schutzmaßnahmen und dass die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter im Fokus stehe, wie zuletzt auch Deutschland-Chef Ralf Kleber betonte. Für Bad Hersfeld habe man weitere Maßnahmen ergriffen, erklärte Amazon-Sprecher Michael Schneider. „Bereits in der Vergangenheit haben wir in Bad Hersfeld den Mitarbeitern das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken empfohlen“, so Schneider.

Die Gesamtzahl der Corona-Fälle im entsprechenden Landkreis Hersfeld-Rotenburg in Nordhessen lag am Freitag, den 29. Mai, bei 216. Davon sind 178 wieder gesund, 22 Menschen starben, berichtet die Hersfelder Zeitung.