Ob auf dem Boden oder in der Luft – im Bereich Logistik stehen die Prozesse bei Amazon nie still. Doch während es an einigen Stellen flutscht, hat der Konzern an anderen Stellen mit Verzögerungen zu kämpfen.

Amazon: Baupläne in Frankenberg verzögern sich weiter

Spätestens seit Herbst 2019 bemüht sich Amazon um die Errichtung eines neuen Verteilzentrums im sächsischen Frankenberg, genauer gesagt im Gewerbegebiet des Ortsteils Dittersbach. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Konzern eine entsprechende Baugenehmigung für ein Vorhaben auf etwa 5,5 Hektar bei den zuständigen Behörden beantragt. Seitdem ist wenig passiert, denn wie die Freie Presse berichtet, wurde die Genehmigung auch in diesem Monat noch nicht erteilt – das Landratsamt Mittelsachsen habe über eine Pressereferentin verlauten lassen, dass „das Baugenehmigungsverfahren noch anhängig“ sei.

Und da der Bau noch immer stockt, wird auch die anvisierte Inbetriebnahme in diesem Jahr bezweifelt. Amazon selbst kommentierte, dass Verzögerungen bei solchen Großprojekten natürlich immer möglich seien und wollte sich daher zeitlich auch gar nicht konkret äußern: „Wir können aktuell noch kein genaues Datum nennen, wir verfolgen das Ziel, zum Weihnachtsgeschäft 2021 den Betrieb aufgenommen zu haben“, wird Unternehmenssprecherin Nadiya Lubnina weiter zitiert. Ziel des neuen Standorts ist es grundsätzlich, von Frankenberg Bestellungen in einem Umkreis von etwa 75 bis zu 100 Kilometern auszuliefern. 

Insgesamt sollen vor Ort etwa 150 Arbeitsplätze entstehen, wobei zu Spitzenzeiten auch 250 Mitarbeiter angedacht sind. Auch rechne man mit 400 bis 600 Fahrern und Disponenten im Bereich logistischer Partner.

Amazon baut am Bodensee

Auch am Bodensee soll ein neues Verteilzentrum für Amazon entstehen. Der Standort im baden-württembergischen Meßkirch soll mit einer ca. 11.000 Quadratmeter großen Logistikanlage aufwarten und bereits im Herbst 2020 fertig sein. Die Gesamtfläche des Grundstücks wird mit rund 83.000 Quadratmetern angegeben und liegt in einem Industriepark nördlich des Bodensees. Zunächst wurden im Januar die Vorbereitungsarbeiten gestartet, nun fiel der Startschuss für die eigentliche Bauphase. 

„Amazon wird von dort aus künftig Pakete, die von den eigenen Logistik- und Sortierzentren angeliefert werden, als Last-Mile-Zustellung an seine Kunden in der Bodensee-Region ausliefern. Dabei setzt der Online-Händler auch auf die Zusammenarbeit mit lokalen unabhängigen Lieferdiensten“, schreibt der Logistikimmobilien-Spezialist Garbe Industrial Real Estate, der sich für die Errichtung verantwortlich zeigt. Der Standort hat zahlreiche Pluspunkte: Nicht nur die Nähe zu den Flughäfen Stuttgart und Friedrichshafen, sondern auch die Lage im Zentrum der Ballungsgebiete Stuttgart, München und Zürich sowie die Nähe zur Autobahn seien von Vorteil.

Amazon macht Luftfracht jetzt zu großen Teilen selbst

Seit Jahren will sich Amazon von externen Logistikern unabhängig machen. Und dieses Bestreben bezieht sich nicht nur auf den Boden, sondern auch auf die Luft, wie nun einmal mehr deutlich wird. Denn der Konzern stellt nun nach Angaben von BusinessInsider direkt eigene Leute an, die das Be- und Entladen der Amazon-eigenen Frachtflugzeuge von Prime Air übernehmen sollen. Für US-amerikanische Flughäfen wie Dallas, Los Angeles oder Chicago habe es entsprechende Stellenausschreibungen für Gate-Assistenten gegeben.

Dass Amazon die Luftfrachtprozesse jetzt intern abwickelt, dürfte externen Logistikern demnach bitter aufstoßen, da sie dadurch Aufträge verlieren, die sie bisher übernommen hatten. Als Beispiel wird etwa die Air Transport Services Group (ATSG) genannt, die seit 2015 mit Amazon zusammengearbeitet hatte. Auch wird darauf verwiesen, dass sich viele Airlines und Frachtpartner in Zeiten von sinkendem Passagieraufkommen gerade auf den Frachtbereich fokussieren, um Einbrüche auszugleichen.