Der Juli war für Amazon der Monat des alljährlichen Prime Day – der noch größer und noch erfolgreicher war. Was der Online-Riese sonst zu bieten hatte, lesen Sie im Monatsrückblick.

Prime Day: Server-Probleme, Ramschware – und trotzdem rekordverdächtig

Am 16. Juli fand der Prime Day statt, wobei: So ganz stimmt das ja eigentlich nicht. In diesem Jahr verlängerte Amazon sein Shopping-Event auf 36 Stunden, sodass man vom 16. Juli um 12 Uhr bis zum 17. Juli um Mitternacht auf Rabattjagd gehen konnte. Besonders im Fokus standen dabei, mehr noch als in den Vorjahren, die Eigenmarken, die für mehr Verkäufe noch prominenter platziert wurden.

Und das lohnte sich für Amazon offenbar kräftig, denn das Unternehmen sprach im Nachhinein vom „größten Shopping-Event aller Zeiten“. Genaue Zahlen sind wie immer Mangelware, aber Amazon ließ sich zumindest ein wenig in die Karten schauen: So seien die Kategorien Beauty, Drogerie & Körperpflege sowie Home mit jeweils mehr als 1,2 Millionen verkauften Artikeln in diesem Jahr die beliebtesten Produktbereiche gewesen.

Dabei hätte auch alles anders laufen können, denn der Start des Schnäppchen-Tages verlief holprig: Die Gewerkschaft Verdi rief zu Streiks auf und dann war auch noch kurz nach dem Start die Website für viele User nicht erreichbar – die Amazon mit Bildern von traurigen Hunden vertröstete. In den sozialen Netzwerken wurde dies gebührend „gewürdigt“.

Logistik: Ausbau und Kritik

Um auch künftig gut auf den Prime Day vorbereitet zu sein, sind ausreichende Lagerflächen nötig und ein reibungsloses Liefersystem notwendig. Daran schraubt Amazon fleißig weiter. So wird etwa das Logistiklager in Leipzig mit einem Investment von fünf Millionen Euro ausgebaut. Eine bislang lediglich für das Weihnachtsgeschäft genutzte Halle soll in ein Hochregallager umgebaut werden, um große Produkte wie Rasenmäher zu lagern. Der Ausbau soll schon im Oktober – pünktlich zum startenden Weihnachtsgeschäft – fertig sein.

Darüber hinaus bastelt das Unternehmen weiter an der Unabhängigkeit von den großen KEP-Dienstleistern. In der Rhein-Main-Region liefert Amazon bereits weitgehend selbst und nutzt dafür kleine Kurierdienstleister. Die DHL sieht die Logistik-Bemühungen des Online-Riesen bislang eher gelassen. Weniger gelassen sieht die Linke das Programm Amazon Flex. Der Dienst, bei dem Privatpersonen die Pakete an die Endkunden ausliefern, startete im November 2017 und ist der Partei ein Dorn im Auge, die eine „Uberisierung auf dem deutschen Paketmarkt“ sieht und mit den „miserablen“ Arbeitsbedingungen nicht einverstanden ist. Die Bundesregierung sieht allerdings bisher keinen Handlungsbedarf.

Jeff Bezos ist 16 mal reicher als Batman

Aller Kritik zum Trotz rollt der Rubel bei Amazon nach wie vor und nicht zu knapp: Im vergangenen Quartal erwirtschaftete das Unternehmen einen Rekordgewinn von 2,5 Milliarden US-Dollar. Das übertraf sogar die Erwartungen der Analysten. Beim Umsatz hingegen fiel die Steigerung weniger groß aus, was der Aktie aber kein Bein stellte: Diese legte noch einmal um vier Prozent zu, ist aktuell über 1.500 Dollar wert und schiebt Amazons Unternehmenswert weiter in Richtung der magischen Billionengrenze.

Davon profitiert natürlich auch der Chef persönlich: Jeff Bezos soll aktuell ein Vermögen von etwa 150 Milliarden US-Dollar besitzen. Damit ist er reicher als Dagobert Duck, der Drache Smaug und, ja, auch reicher als Batman persönlich. Da er aber weder einen Speicher noch einen Berg voll Gold oder ein Superhelden-Alter Ego hat (von dem wir wissen ...), um das Böse zu bekämpfen, muss er seinen Reichtum anderweitig einsetzen. Bezos will bekanntermaßen lieber ins Weltall und pumpt dafür Milliarden in sein Raumfahrt-Unternehmen Blue Origin, das bis 2023 auf dem Mond gelandet sein soll und im Anschluss eine dauerhafte Siedlung auf dem Erdtrabanten errichten will. Wer so viel Geld hat, braucht nicht klein zu denken.

Apotheken, Supermärkte und Spielzeug-Kataloge

Und sonst so? Wenn Amazon nicht gerade Rekordgewinne einfährt und Schnäppchen-Superlative übertrifft, dann feilt das Unternehmen quasi nebenbei weiter an seiner Strategie des Shopping-Monopolisten, bei dem es einfach alles gibt und der einfach alles kann. Anfang Juli wurde bekannt, dass sich Amazon die Online-Apotheke Pillpack einverleibt, um auch im Online-Medikamenten-Verkauf eine ernst zu nehmende Größe zu werden.

Daneben geht man bekanntermaßen auch gerne raus aus dem Internet und rein in die echte Welt: Zum Weihnachtsgeschäft will man offenbar Kataloge (aus Papier!) verteilen (vornehmlich in Whole Foods-Filialen, aber auch direkt in den Briefkasten), um die potenziellen Kunden von der eigenen Angebots-Vielfalt zu überzeugen. Außerdem wird es in Seattle bald die zweite Filiale des kassenlosen Supermarktes Amazon Go geben.

Was noch so an Milliarden übrig bleibt, steckt Amazon gern in den eigenen Streaming-Service, allen voran in massenwirksame Sportrechte und Eigenproduktionen wie die angekündigte Serie im „Herr der Ringe“-Universum. Die hat nun auch einen Starttermin und ein Autorenteam für das Drehbuch.