Der März zeigte sich in diesem Jahr von seiner turbulenten Seite: Amazon erhielt eine Abmahnung, erntete jede Menge Kritik, startete jedoch auch neue Services. Wir fassen die wichtigsten Entwicklungen der vergangenen Wochen noch einmal für Sie zusammen.

Abmahnung durch Verbraucherschützer, Kritik für Produktempfehlungen

Obwohl Amazon Vorreiter und in einigen Bereichen auch als Marktführer gilt, läuft auch hier nicht immer alles glatt. So haben die Verbraucherschützer von Foodwatch den Online-Lebensmitteldienst Amazon Fresh abgemahnt. Als Begründung wurde eine unzureichende Herkunftsangabe bei unterschiedlichen Obst- und Gemüseartikeln und somit die Verletzung der Kennzeichnungspflicht genannt.

Auch in Bezug auf die Praktiken auf dem Online-Marktplatz wurden in den letzten Wochen kritische Stimmen laut: Auf der einen Seite soll Amazon Kriminellen dabei helfen, gefährliche Bomben und Sprengsätze zu bauen, indem die Funktion „Andere Kunden kaufen auch…“ entsprechende Produktempfehlungen gibt. In einem aktuellen Gerichtsverfahren hätten Sicherheitsbehörden Sorgen geäußert, dass das Internet als „Beschaffungsweg” für Sprengsätze immer beliebter werde. Auf der anderen Seite gibt es auch Kritiker und Hersteller, die Amazon eine Mitschuld daran geben, dass auf dem Marktplatz immer wieder Produktfälschungen auftauchen und den seriösen Handel unterwandern.

Ebenfalls keinen guten Stand hat Amazon derzeit bei Autoren, die in der Hörbuchsparte bei Amazon aktiv sind: Im Rahmen der Hörbuch-Flatrate „Audible Romance“ erhalten die Autoren pro gehörter Minute durch die Kunden nur 0,000956 US-Dollar. Für ein zehnstündiges Hörbuch bedeutet das gerade einmal 57 Cent, was natürlich viel zu wenig ist, um sich damit über Wasser zu halten. Dass die Autoren entsprechend enttäuscht reagierten, dürfte nicht verwundern.

Amazon punktet durch Abholstationen, aber Kritik an Lieferservice „Key“

Schon seit längerer Zeit stellt Amazon hauseigene Paketstationen auf, an denen Kunden ihre Sendungen abholen oder Retouren abgeben können. In Deutschland sind sie zum Beispiel an ausgewählten Shell-Tankstellen zu finden und sollen im Rahmen der Kundenzufriedenheit künftig auch an OMV-Tankstellen platziert werden.

Doch nicht nur an Tankstellen wurden solche Paketstationen aufgebaut: In den USA hat Amazon sie auch in den hauseigenen Filialen der Supermarktkette Whole Foods postiert, die das Unternehmen im letzten Jahr gekauft hatte. – Und genau diese Strategie zahlt sich nun aus: Eine Studie hat belegt, dass die Paketabholer zugleich auch zu Spontankäufen verführt werden und somit auch die Umsätze vorantreiben können. Eine Win-win-Situation für Amazon.

Doch nicht alle logistischen Strategien kommen bei den Kunden gut an. In den USA hat Amazon eine etwas speziellere Zustellmethode getestet, bei denen die Zusteller Fotos von den abgegebenen Paketen schießen. Auf diesem Wege sollen die Kunden informiert werden, wo genau das Paket abgelegt wurde. Das Problem: Die Privatsphäre geht den Bach runter, meinen einige Kunden. Kritisch sind die Verbraucher übrigens auch, wenn die Paketboten bis in die Wohnung der Kunden vordringen: Das ist zwar in der Theorie praktisch, doch in der Praxis misstrauen viele Kunden den Lieferanten und wollen diese lieber nicht in ihre eigenen vier Wände lassen, wenn sie nicht zu Hause sind.

Amazon putzt Wohnungen und will eigenes Girokonto starten

Während es Spekulationen gibt, nach denen Amazon eine Art Girokonto für seine Kunden an den Start bringen möchte, hat das Unternehmen in den USA die Preise für seinen Prime-Service gesenkt – zumindest für eine spezielle Zielgruppe: Da Amazon auch Menschen mit geringem Einkommen erreichen möchte, werden diese im Rahmen des neuen Preismodells bevorzugt.

Und auch an anderer Stelle soll der Service am Kunden bestmöglich ausgebaut werden: Amazon will nämlich künftig auch hauseigene Putzkräfte vermitteln. Das ist nicht ganz neu, aber bisher war Amazon tatsächlich nur als Vermittler aktiv, wobei die Fachkräfte immer bei externen Unternehmen angestellt waren. Das soll sich ändern und dazu stellt der Versandhändler nun selber direkt Mitarbeiter ein, die dann zu den Kunden geschickt werden.

Neben den ganzen Service-Aufstockungen hat Amazon an einer Stelle aber auch die Reißleine gezogen: Anscheinend hat sich das Zulieferer-Programm „Amazon Vendor Express“ nicht ausgezahlt, sodass es nun geschlossen wurde. Im Rahmen des Programms konnten auch kleinere und jüngere Händler zum Lieferanten für Amazon werden – einfach, indem sie sich dafür anmeldeten. Dies geht nun nicht mehr. Nun müssen sie auf eine Einladung zum Großhandelsprogramm „Amazon Vendor Central“ hoffen.

Alle buhlen um Amazon, Jeff Bezos ist steinreich

Amazon wächst und wächst und wächst. Das massive Wachstum des Konzerns hat Amazon-Gründer Jeff Bezos mittlerweile zum reichsten Unternehmer der Welt gemacht. Grund zum Feiern ist das allemal. Und nicht umsonst rangeln sich US-amerikanische Städte auch darum, zum Standort des zweiten Amazon Hauptquartiers erwählt zu werden – schließlich dürfte dies der Region einen ordentlichen wirtschaftlichen Schub verleihen. Wie hart der Kampf der Städte tatsächlich ist, darüber haben kürzlich einige Bürgermeister berichtet.

Die eigene Expansion könnte Amazon nun noch weiter voranpeitschen: Glaubt man Medienberichten, liebäugelt der Konzern damit, in die Filialen der insolventen Spielzeugkette Toys’R’Us zu ziehen und somit auch stationär weiter aufzutrumpfen. Apropos auftrumpfen: Dass Amazon einen eigenen, gigantischen Serienerfolg plant und ein ähnliches Epos wie „Game of Thrones“ produzieren möchte, weiß man inzwischen. Und diese Serie soll neuesten Meldungen zufolge die teuerste Serie aller Zeiten werden.

Gold und Feuer – Technik bei Amazon

Luxus-liebende Leseratten dürften im März gewiss aufgehorcht haben. Denn vor einigen Wochen hat Amazon einen goldenen Kindle E-Book-Reader auf den Markt gebracht, der hochwertig aussieht und im Vergleich mit anderen Modellen auch mit gehobenen Features aufwartet.

Doch es ist nicht immer alles Gold, was schimmert. Manchemal ist es viel schlimmer: So gerieten zum Beispiel hauseigene Amazon-Powerbanks in den Fokus, da ein akutes Sicherheitsproblem besteht. Der Kundensupport schrieb jüngst die Kunden an und informierte sie darüber, dass sich eine Powerbank aus der AmazonBasics-Reihe überhitzen und Feuer fangen könnte.