Der kürzeste Monat des Jahres ist vorbei. Das bedeutet jedoch nicht, dass bei Amazon im Vergleich zu anderen Monaten weniger passierte – ganz im Gegenteil! Wir fassen die wichtigsten Entwicklungen des Februars zusammen.

Eye of the Beholder

(Bildquelle Eye of the Beholder:hjl via Flickr, keine Änderungen, bestimmte Rechte vorbehalten)

Logistik: Amazon will eigenen Lieferdienst etablieren

Eine Zeit lang überschlugen sich die Meldungen, in denen es um Amazons Logistikbestrebungen ging – immer mit dem Grundtenor, die Auslieferung der eigenen Pakete mehr und mehr selbst in die Hand zu nehmen. Dann war es eine Weile ruhig um die Entwicklungen in diesem Bereich – bis zur Mitte des Monats, als bekannt wurde, dass Amazon in den USA einen eigenen Paketdienst an den Start bringen will. Und dieser soll nicht nur Bestellungen zu den Kunden bringen, die bei Amazon getätigt wurden, sondern auch sogar die von externen Unternehmen. Damit würde Amazon also in direkte Konkurrenz mit etablierten Logistikunternehmen wie DHL, UPS und Co. treten.

Doch es gab auch einige Negativschlagzeilen im Bereich Logistik, beispielsweise bezüglich des Lieferservices Amazon Flex, bei dem Privatpersonen die Pakete mit ihren eigenen Autos zu den Empfängern bringen. Im US-Bundesstaat Florida sollen sich direkt zwei Amazon-Flex-Mitarbeiter eigenmächtig Zutritt in die Wohnungen der Empfänger verschaffen haben – und das, obwohl diese in einem Fall sogar selbst anwesend waren. Die kuriose Begründung von Amazon: Der vermeintliche Einbrecher dachte, dass es sich dabei um ein Mehrfamilienhaus handeln würde.

Auch beim smarten Türschloss Amazon Key läuft nicht alles so, wie es eigentlich soll. Bei Twitter ist im Februar ein Video aufgetaucht, in dem ein Nutzer mit dem Pseudonym „MG“ das System offenbar mit einfachen Mitteln hackt und sich so Zutritt zur Wohnung verschafft. Wie das alles genau funktioniert, will MG jedoch erst preisgeben, sobald Amazon die Sicherheitslücke entfernt hat.

In den Logistikzentren will Amazon wiederum für mehr Effizienz sorgen. Zumindest ist das der offizielle Grund für die mögliche Einführung von smarten Armbändern für die Mitarbeiter, die vor allem Unterstützung beim Picken erhalten sollen. Das Gerät kann die exakte Position des Mitarbeiters in den Lagerhallen ermitteln, was natürlich zwangsläufig Datenschützer auf den Plan ruft. Neben der Verortung können die Wearables theoretisch auch die Arbeits- und Ruhezeiten überprüfen, was sie insgesamt zu einem umfassenden Überwachungsinstrument machen würde. Bislang kommen die Armbänder jedoch noch nicht zum Einsatz, denn Amazon hat sich lediglich das entsprechende Patent gesichert.

Geschenkte Amazon-Pakete, Umstrukturierungsmaßnahmen, Wertzunahme

Eine der kuriosesten Meldungen des vergangenen Monats umfasste ein Ehepaar aus den USA, das ständig kostenlose Amazon-Pakete von einem anonymen Absender erhält. Seit Oktober 2017 sollen sich mehr als 20 Bestellungen in ihrem Briefkasten befunden haben – hauptsächlich mit technischen Gegenständen wie Bluetooth-Lautsprecher und USB-Kabeln. Nur auf dem ersten Blick die noble Geste eines edlen Spenders, denn offenbar will dieser mit der Aktion einfach nur seine eigenen Produkte bei Amazon pushen.   

Eine weitere große Meldung, die vor allem Amazon selbst Freudensprünge machen lassen dürfte: Erstmals in der Geschichte überhaupt ist Amazon mehr wert als einer der großen Konkurrenten in Form von Microsoft. Der Unternehmenswert von Amazon liegt nun über 700 Milliarden Dollar. Damit hat der Verkaufskonzern im Ranking nur noch das Google-Mutterunternehmen Alphabet sowie Apple vor sich.

Umso merkwürdiger erscheint da die Tatsache, dass Amazon vor allem am Hauptstandort in Seattle Hunderte Stellen streichen will. Der Grund sind Umstrukturierungen, durch die insbesondere ältere Abteilungen gekürzt werden. Amazon selbst spricht von „Personalanpassungen im gesamten Unternehmen“, die „kleine Kürzungen an einigen Stellen und einen massiven „Personalaufbau in vielen anderen Bereichen“ umfassen.

Vergrößerung in Tschechien, Einigung in Frankreich

In Tschechien will Amazon genau den letztgenannten Punkt vornehmen und seine Gesamtbelegschaft vergrößern. Die Rede ist von 500 neuen Jobs, wodurch das tschechische Personal auf über 5.000 erhöht werden würde.

Erfreuliche Nachrichten gab es auch in einem anderen europäischen Land: So konnte Amazon einen jahrelangen Streit mit den französischen Steuerbehörden beenden. Im Juli 2014 forderte Frankreich das Unternehmen dazu auf, 186 Millionen Euro inklusive Zinsen und Strafbescheid zu zahlen, nachdem sich Amazon zu dem Zeitpunkt bereits seit Längerem im Visier der EU-Steuerbehörden befand. Knapp dreieinhalb Jahre folgte die Einigung zwischen beiden Parteien, wobei nicht bekannt gegeben wurde, ob und wie viel Amazon letztendlich nachgezahlt hat.

Streaming: Prime Video vs. Netflix

Das große Duell im Bereich Video-Streaming lautet Amazon vs. Netflix. In weiten Teilen der Erde hat eines der beiden Unternehmen die Nase vorn, denn während Netflix Ende 2017 auf insgesamt knapp 110 Millionen Abonnenten kam, sollen etwa 44 Millionen Prime-Mitglieder im letzten Jahr Prime Video genutzt haben. Doch es gibt auch erfreuliche Nachrichten für Amazon, denn der Konzern hat in drei großen Märkten mehr Nutzer. Konkret handelt es sich hierbei um Indien, Japan – und eben auch Deutschland.

Um den Anschluss an Netflix auch in den anderen Ländern nicht zu verlieren, will Amazon auch in diesem Jahr einiges an Geld ausgeben und den Rekordwert des letzten Jahres von 4,5 Milliarden Dollar noch einmal toppen. Zusätzlich wurden sämtliche Video-Angebote unter dem einheitlichen Namen „Prime Video“ zusammengeführt, nachdem es zuvor durchaus zu Unstimmigkeiten aufgrund der vielen Begrifflichkeiten gekommen ist.

Ein weiterer Baustein, auf den Amazon beim Projekt „Video-Streaming“ setzt: Niemand geringeres als Arnold Schwarzenegger. Der ehemalige Gouverneur Kaliforniens und Star von Filmen wie Terminator und True Lies wird eine Western-Serie namens „Outrider“ für Amazon drehen, in der er nicht nur eine der Hauptrollen übernimmt, sondern diese auch produziert. Damit bleibt uns nur noch eins zu sagen: „Get to the choppa!“