Neue Echos, eine eigene Modemarke für Europa, Ärger bei Kindle Direct Publishing, mehr Logistik und ein zweites Hauptquartier – bei Amazon wird es einfach nicht langweilig. Diese und weitere Themen lesen Sie in unserem Amazon Monatsrückblick.


Eye of the Beholder

(Bildquelle Eye of the Beholder:hjl via Flickr, keine Änderungen, bestimmte Rechte vorbehalten)

Mehr Echo, eine schlaue Brille und eine eigene Mode-Marke für Europa

Amazons Echo-Familie bekommt Zuwachs. Kurz vor Ende des Monats hat der Online-Gigant gleich vier neue Geräte der Echo-Familie vorgestellt. Neben dem Standard-Echo in kleinerem Gehäuse und unterschiedlichen Farben gibt es jetzt einen Echo Plus mit Hub zur Smart-Home-Einrichtung. Etwas länger gedulden müssen sich Kunden, die sich den Echo Plus, Echo Show oder Echo Spot in die Wohnung stellen wollen. Die beiden letzteren Geräte sind mit einem Bildschirm bzw. Display ausgestattet.

Neben den neuen Geräten hat Amazon seine Sprachassistentin Alexa auch gleich mit neuen Fähigkeiten ausgestattet. So werden Routinen eingeführt, über die verschiedene Aktionen mit einem einzigen Sprachbefehl ausgeführt werden können. Daneben können smarte Endgeräte oder eine ganze Gruppe von Smart-Home-Geräten gesteuert werden, ohne dass sich der Nutzer jeweils den spezifischen Namen merken muss. Und zu guter Letzt führt Amazon Alexa Calling und Messaging ein und ermöglicht damit Telefonie bzw. Video-Telefonie.

Und weil das noch nicht an neuer Technik reicht, geht Amazon einfach noch einen Schritt weiter und plant wohl noch in diesem Jahr, eine eigene Smart Glass auf den Markt zu bringen. Durch die Brille können Nutzer Alexa immer und überall verwenden. Technisch soll sie einige Raffinessen aufweisen, wie beispielsweise spezielle Kopfhörer, die den Klang über Knochenschall ausstrahlen lassen.

Aber genug von der Technik. Amazon ist ja nach wie vor ein Händler und will vor allem in puncto Mode endlich richtig Fuß fassen und hat mit Find. seine erste Mode-Eigenmarke in Europa gestartet. Die Marke geht mit etwa 500 Teilen in der Herbst-/Winter-Kollektion an den Start. Die erste Werbekampagne für Damenmode präsentiert in Deutschland, England, Frankreich und Spanien acht ausgewählte Looks für die kalten Jahreszeiten.

Kritik: Kindle Direct Publishing, Produktempfehlungen und ein Alexa Prank

Bei Amazon läuft jedoch nicht alles rund. So stehen einige Nutzer der Amazon Self-Publishing-Plattform „Kindle Direct Publishing“ im Verdacht, gegen die Regeln von Amazon verstoßen zu haben, um Vorteile für sich und andere herauszuschlagen. Die Nutzer werden unter anderem beschuldigt, Dienste angeboten bzw. genutzt zu haben, die die Zahl der gelesenen Kindle-Buchseiten erhöhen. Weiterhin geht es um gefälschte Kundenrezensionen und um die Erstellung von Fake-Accounts, mit deren Hilfe E-Books heruntergeladen wurden, um die Bilanzen der Bücher positiv zu manipulieren und die Lizenzgebühren zu pushen. Amazon hat jetzt Klage gegen entsprechende Nutzer bei einem Schiedsgericht eingereicht. Wie der Streit ausgeht, ist bisher noch nicht klar.

Auf der anderen Seite hagelt es aktuell aber auch Kritik an Amazon selbst. Genauer gesagt: an den Empfehlungen für zusammengekaufte Artikel. Wie das britische Fernsehprogramm Channel 4 News jetzt herausgefunden hat, werden in den Empfehlungen auch Produkte angezeigt, die alleine zwar harmlos sind, zusammen aber Grundlage für eine Bombe liefern können. Amazon hat schnell auf die Kritik reagiert und will die angezeigten Kaufempfehlungen nun einer Prüfung unterziehen.

Und um noch mal auf Alexa zurückzukommen: Die Macher von South Park haben sich da einen schönen Scherz erlaubt. In der entsprechenden geht es um den South-Park-Charakter Eric Cartman, der sich ein Smartphone und den smarten Lautsprecher Echo Dot von Amazon zulegt. Sind die ersten Befehle noch harmlos, fordert er seinen Lautsprecher schon bald auf, obszöne Gegenstände in seinen Amazon Warenkorb zu legen. Der Clou: Neben dem Echo in der Serie reagieren auch die Echos in den Wohnzimmern. Die Redaktionen der South-Park-Zuschauer zu dem Prank haben wir hier zusammengestellt.

Logistik: Amazon Locker und Amazon Flex

Auch logistisch geht es bei Amazon weiter. Wie Mitte September bekannt wurde, will Amazon seine hauseigenen Abholstationen „Amazon Locker“ weiter ausbauen. Zusammen mit Shell will man dieses Jahr insgesamt 2.000 Amazon Locker aufstellen. Bisher sind es um die 200.

Während sich die einen das Paket lieber selbst abholen, wollen es andere an die Haustür geliefert bekommen. Problematisch ist jedoch der Mangel an Paketzustellern. Amazon scheint da gegensteuern zu wollen. Es wurden Ende September Gerüchte laut, dass Amazon mit dem Gedanken spielt, seinen Lieferservice Amazon Flex auch hierzulande an den Start zu schicken. Bei Amazon Flex übernehmen private Personen die Auslieferung von Paketen und bekommen dafür einen gewissen Stundenlohn. Amazon will damit besonders in den Ballungsgebieten die letzte Meile wieder ein Stück weit in die eigenen Hände nehmen.

Amazon Custom und gebrauchte Ware

Auch auf dem Marktplatz tut sich einiges. Mitte des Monats wurde bekannt, dass „Amazon Custom“ in Deutschland starten wird. Mit dem neuen Programm können Händler ihren Kunden endlich auch in Deutschland schnell und problemlos personalisierte Produkte anbieten. Händler konnten mit dem Listing der Produkte bereits Mitte September beginnen, seit Ende September sollen sie auch für die Kunden sichtbar sein. Wie es sich mit der Rückgabe verhält und ob auch FBA-Teilnehmer das neue Programm nutzen können, wird hier erklärt.

Neben Custom hat Amazon auch „Amazon Renewed“ gestartet. Hier verkaufen Händler bereits gebrauchte Produkte, die von qualifizierten Fabrikanten generalüberholt und getestet werden. Die preisgünstigen Artikel erhalten zusätzlich eine 1-Jahres-Garantie und sollen neuwertiges Aussehen und Funktionalität gewährleisten. Bisher ist es allerdings nur ausgewählten Händlern erlaubt, auf dem Marktplatz sanierte und zertifizierte Waren zu verkaufen.

Hinter den Kulissen

Und da bei Amazon noch nicht genug geschehen ist, werfen wir noch einen Blick hinter die Kulissen. So heißt es, dass Chef Jeff Bezos wortwörtlich gefordert haben soll, dass man ihm ein eigenes „Game of Thrones“ bringt. Das Ziel ist also klar: Der Konzern will eine Sendung auf die Beine stellen, die eine ähnliche Verbreitung wie GoT erfährt und ähnliche Erfolge einfahren kann.

Und zu guter Letzter wurde im September auch noch bekannt, dass Amazon ein zweites Headquarter eröffnen will. Dieses soll bis zu 50.000 Mitarbeitern Platz bieten. Städte und Regionen könnten sich jetzt um das neue Hauptquartier bewerben. Wie im Nachhinein bekannt wurde, erwartet Amazon von den Bewerbern auch finanzielle Argumente im Sinne von einer steuerlichen Entlastung. Der Versandhändler hat sehr deutlich gemacht, dass die Stadt mit den besten Vergünstigungen den Zuschlag für das zweite Hauptquartier bekommen soll.