Die Logistik kämpft wie viele andere Branchen um eine gerechte Bezahlung. Doch gerade bei Transportunternehmen scheint diese noch auf sich warten zu lassen. Jetzt stehen Lidl und Migros in der Schweiz in der Kritik, weil sie bevorzugt besonders günstige Transportunternehmen für ihre Aufträge einsetzen sollen.

Preiskampf beim Transport.

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Die Logistik profitiert zunehmend von den Aufträgen aus dem E-Commerce und Handel im Allgemeinen. Doch Berichten zufolge leiden am Ende die Transporteure der Waren unter Unterbezahlung. In der Schweiz macht sich gerade Kritik an Lidl und Migros breit, weil die Unternehmen Transporteure aus anderen Ländern, darunter auch aus Deutschland, unterbezahlt beschäftigen sollen.

Transportunternehmen werden zu Billiganbietern

Gegenüber dem SRF sagte Hans-Peter Dreier, Geschäftsführer eines Transport-Unternehmens in der Schweiz: „Im internationalen Verkehr haben wir heute schon ein Schlachtfeld, in der Schweiz wollen wir das nicht auch noch.“ Dreier hat Lidl als Kunden für sein Transport-Unternehmen verloren, weil sein Unternehmen aus seiner Sicht für Lidl zu teuer geworden sei. Dreiers Unternehmen könne preislich nicht mit den Billiganbietern mithalten.

Nachdem Lidl im Frühjahr ein neues Verteilzentrum in Sévaz (Schweiz) eröffnet und seine Logistik neu aufgestellt hat, habe sich einiges geändert. So würde Lidl laut dem SRF neue Transportaufträge mittels Ausschreibungen an besonders günstige Anbieter vergeben. Um mit der Konkurrenz mithalten zu können, hätte Dreier seinen Fahrern bis zu 1.500 Franken (1.380 €) weniger im Monat bezahlen müssen.

Um die Anforderungen nach niedrigen Löhnen von Unternehmen wie Lidl zu erfüllen, greifen die Transportunternehmen in der Schweiz zunehmend auf Mitarbeiter aus dem Ausland, neben Deutschland, Frankreich und Italien, vor allem aus der Slowakei.

Bezahlung weit unter dem Branchenlohn

Allerdings werden diese nicht nur weit unter dem Branchenlohn bezahlt, sie fahren offenbar auch nicht so oft nach Hause, wie sie eigentlich sollten. Lidl selbst aber weist diese Vorwürfe von sich und verweist gegenüber dem SRF auf die Politik: „Die Kontrolle der Einhaltung der Arbeitsmarktvorschriften und der Gesetzgebungen rund um die Personenfreizügigkeit obliegt den kantonalen Arbeitsinspektoraten und nicht den auftragsvergebenden Unternehmen.“

Auch die Supermarktkette Migros nutzt laut dem SRF lieber Billiganbieter im Segment der Transportunternehmen, auch wenn das Unternehmen selbst davon ausgeht, dass das Transportunternehmen keine Billiglöhne zahle: „Für die Migros sind nach unserem Kenntnisstand keine Transporteure – auch nicht die Thurtrans AG – im Einsatz, die die gesetzlichen Vorgaben im Zusammenhang mit Arbeitsbewilligungen nicht einhalten“, hieß es von Migros gegenüber dem SRF.